Bei meinen Workshops und Fotoreisen wird, da ich sehr oft und gerne am Wasser unterwegs bin, oft ein Stativ benötigt. Für Langzeitbelichtungen, also alle Belichtungszeiten die länger sind als das, was man aus der Hand halten kann, braucht es ein Stativ. Dabei sehe ich auch bei meinem Teilnehmern sehr unterschiedliche Stative und nicht jede/r ist mit dem eigenen Stativ zufrieden. Daher gebe ich hier einmal ein paar Gedanken zum richtigen Stativ.
Welches ist das richtige Stativ?
Beim Stativ ist es ähnlich wie mit der Kamera: Das richtige Stativ ist das Stativ, das man gerne mitnimmt. Was nützt ein super stabiles, schweres Stativ mit massivem Kopf, wenn es aufgrund des Gewichts dann nicht mitgenommen wird? Die Entscheidung wird deshalb wohl oft ein Kompromiss sein. Ein Kompromiss in der Anforderung ein schweres, stabiles und andererseits leichtes, kompaktes Stativ zu haben. Und nicht zuletzt ist es auch eine Frage, wieviel Geld man investieren möchte. Leicht und stabil passt in der Regel nicht mit günstig zusammen. Um zum „richtigen“ Stativ zu kommen, müssen folgende Fragen beantwortet werden:
- Wieviel Geld kann/möchte ich investieren (komplett Stativ mit Kopf)?
- Welche Ausrüstung (Kamera/Objektiv) muss das Stativ tragen?
- Wie groß bin ich?
- Welche Kriterien sind mir besonders wichtig (Leicht, kompakt, stabil)?
Wie hoch soll das Stativ sein?
Grundsätzlich kann ein Stativ nicht zu hoch sein. Es gibt immer wieder Situationen, wo es z.B. nötig ist über ein Geländer zu fotografieren oder wo ein Stativbein etwas tiefer gestellt werden muss während die anderen beiden Stativbeine etwas eingeschoben werden müssen, um das Stativ einigermaßen gerade aufzustellen. Lästig ist es, wenn das Stativ so niedrig ist, dass es nur in gebückter Haltung genützt werden kann. Allerdings liegen die Augen bekanntlich etwas unter dem Scheitel. Von der Körpergröße können als 10 – 15 Zentimeter abgezogen werden. Dann kommt auf das Stativ in der Regel ein Stativkopf. Zusammen mit der Kamera sind das auch noch einmal etwa 10 Zentimeter. Bei einer Körpergröße von 180 cm reicht also ein Stativ mit etwa 155 cm Zentimeter Schulterhöhe.
Andererseits gibt es Situationen, da sollte die Kamera möglichst tief gehalten werden. Z.B. bei der Makrofotografie. Aber auch mit dem Weitwinkel-Objektiv ergeben sich bodennah besondere Perspektiven.
Aus welchem Material soll das Stativ sein?
Die meisten Stative sind aus mehr oder weniger schwerem (stabilen) Aluminium. Alternativen dazu sind Holz, Carbon und Basalt (Stein). Aluminium ist das günstigste Material. Bezüglich dem Schwingungsverhalten aber auch das schlechteste. Stative aus Basalt gab es einmal von Giottos und Gitzo. Soweit ich es recherchiert habe, haben beide Hersteller aktuelle keine Stative aus diesem Material im Angebot. Falls ihr etwas gebraucht seht: Bezügl. Schwingungsverhalten liegen Stative aus Basalt zwischen Aluminium und Carbon. Stative aus Holz werden z.B. von Berlebach angeboten. Sie sind bezügl. Schwingungsverhalten sehr gut dafür aber etwas schwerer und nicht so kompakt.
Stative aus Carbon sind bei geringerem Gewicht deutlich tragfähiger als Stative aus Aluminium. Auch das Schwingungsverhalten ist oft sehr gut. Allerding liegen Stative aus Carbon oft am oberen Ende der Preisspanne.
Packmaß
Aus unterschiedlichen Gründen kann ein geringes Packmaß notwendig sein. Z.B. wenn es um den Transport auf Reisen geht. In Flugzeugen dürfen Stative i.d.R. nicht an Bord genommen werden sondern müssen in den Koffer. Aber auch am Fotorucksack lässt sich ein kompaktes Stativ einfacher befestigen. Geringes Packmaß bedeutet aber auch mehr Segmente. Und mehr Segmente bedeutet weniger Stabilität. Reisestative sind oft nicht für eine schwere DSLR Kamera ausgelegt.
Mittelsäule
Einige Stative kommen mit einer Mittelsäule. Dazu muss gesagt werden, dass die Mittelsäule oft das schwächste Glied ist. Schwingungen werden häufig durch eine ausgezogene Mittelsäume verursacht. Also besser diese nicht oder nur teilweise ausziehen. Die Mittelsäule hat einen weiteren Nachteil: Ist sie nicht schwenkbar wie z.B. beim Manfrotto 190XPRO hindert diese ggf. ganz bodennah zu fotografieren. Da nützen auch die Stativbeine nichts, die auf 90 Grad eingestellt werden können.
Tragkraft
Bei guten Stativen wird die Tragkraft angegeben. Allerdings sind da manche Hersteller sehr großzügig. Es sind keine neutral geprüften Angaben. Wer Stativ und Kopf getrennt kauft, sollte die Tragkraft von Stativ und Stativkopf betrachten. Eine zu geringe Tragkraft beim Stativkopf bedeutet dass sich die Kamera immer wieder absenkt. Das passiert dann auch gerne wenn noch ein schweres Teleobjektiv verwendet wird, welches noch mit einem entsprechenden Hebel wirkt.
Stativtipps
Abraten möchte ich von diesen allerbilligsten Stativen die es für 30 oder 40 Euro gibt und eine Spinne in der Mitte haben. So ein Ding werdet ihr nach den ersten Versuchen in die Ecke werfen.
Als minimalen Einstieg empfehle ich, je nach Kamera, das Benro Slim Travel das mit Stativkopf kommt. Im Handel ist es für etwa 140 Euro zu finden. Die Tragkraft beträgt 4 kg. Reicht also gerade für Bridge-Kameras und kleine System-Kameras. In der ähnlichen Klasse liegt das Manfrotto Befree.
Für kleinere DSLR-Kameras (APSC Sensor) ist das Manfrotto MT190XPRO recht beliebt. Es hat eine schwenkbare Mittelsäule die auch umgekehrt eingesetzt werden kann. Allerdings kommt dieses Stativ ohne Kopf. D.h. hier muss noch etwas Geld für einen Stativkopf in die Hand genommen werden. Von diesen Manfrotto Stativen habe ich selbst auch zwei verschiedene.
Wer ein günstigen Einstieg bei Carbon-Stativen sucht wird bei Marken wie Feisol, Velbon, Giottos oder Benro fündig. Ein Beispiel ist das Feisol Tournament C-3442 das bei etwa 420 Euro (ohne Stativkopf) liegt. Allerdings hat das dann schon eine max. Traglast von 10 kg.
Wer etwas hochwertiges für das Leben sucht wird sicher bei Gitzo fündig. Ich selbst verwende gerne das Gitzo Mountaineer GT3542 mit einem Kugelkopf von Novoflex. Dieses Stativ hat dann eine Traglast von 21 kg ist also auch für schwere DSLR Kameras mit Teleobjektiv geeignet. Die Mittelsäule kann entfernt werden so dass auch ganz bodennah fotografiert werden kann.
Das Thema Stativkopf behandle ich dann einmal in einem separaten Beitrag.
Fazit
DAS richtige Stativ gibt es selten. Oft ist es ein Kompromiss aus vorhandenem Budget, Wunschgewicht, Packmaß und Stabilität. Ein Tipp nebenbei: Es muss nicht immer neu sein. Gerade wenn das Budget ein einschränkender Faktor ist, finden sich z.B. im DSLR-Forum immer wieder gute Stative für Einsteiger zu einem günstigen Preis.
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