It’s a Sony – mein Wechsel zu spiegellos

So, nun liegt sie auf dem Tisch, die neue Kamera. Und – ta ta ta taaa, nach langem Überlegen ist es eine Sony.

Ich habe wirklich lange mit mir gerungen, unendlich viel gelesen, gewartet auf das, was Canon und Nikon diesen Sommer/Herbst bringen sollten. Am Ende blieb für mich nur eine logische Entscheidung – es muss eine Sony sein.

Mein bisheriger Weg

Ich habe mit 16 Jahren meine erste Kamera geschenkt bekommen – eine Voigtländer. Mit der habe ich lange und gerne fotografiert. Mit Mitte 20 kaufte ich meine erste Spiegelreflexkamera, eine Pentax. Nein, nicht Nikon oder Canon sondern Pentax. Pentax bot damals schon hervorragende Bodies, die vor allem klein und kompakt waren und in manchen technischen Finessen den bekannten Platzhirschen voraus waren.

So wurde es bei meinem Umstieg auf die DSLR (digitale Spiegelreflexkamera) auch eine Pentax. Da hatte ich die K-7, die K-5 und wartete wie viele andere Pentax-Freunde darauf, dass Pentax endlich einmal eine DSLR mit Kleinbild-Sensor bringt. Die kam dann auch 2013 – für mich etwas zu spät. Da ich, wie viele andere, bereits den Glauben verloren hatte, wurde es eine Canon 5D Mark III.

Mit der Canon 5D Mark III war ich weitgehend sehr zufrieden. Vor allem beeindruckte mich immer wieder die Robustheit. Sie ist mal aus etwa ein Meter Höhe auf den Boden gefallen, sie hatte mal einen unfreiwilligen Tauchgang im Bodensee erlebt (lag für etwa 1 Minute auf etwa ein Meter Tiefe), hat strömenden Regen ausgehalten und Temperaturen von -30 Grad bis 40 Grad problemlos bewältigt. Alles in allem ein super Arbeitsgerät, so etwas wie eine Hilti.

Meine Unzufriedenheit

Den eben geschriebenen Lobesworten steht nun meine Unzufriedenheit gegenüber. Allem voran betrifft dies den Sensor. Nach meinem Kenntnisstand gibt es nur eine handvoll tatsächlicher Hersteller. Allem voran Sony und Canon und dann noch verschiedene kleinere Hersteller. Die meisten Sensoren für Kameras werden von Sony gefertigt – ggf. nach Spezifikation/Anforderung des Auftraggebers. Z.B. sind in den Nikon Kameras i.d.R. Sensoren die bei Sony gefertigt wurden.

Canon entwickelt und fertigt selbst die Sensoren. Leider nicht in der Qualität von Sony. Sie hängen vor allem in folgenden Bereichen hinterher: Dynamik-Umfang, Rauschverhalten (High-ISO)  und Auflösung. Canon konnte dies in der Vergangenheit vor allem durch schnellen Autofokus, ein großes Angebot an Objektiven (Tilt-Shift-Objektive, Fisheye, Festbrennweiten bis 600mm), einer Vielzahl an Kreuzsensoren u.a. ausgleichen.

Doch die Entwicklung der Kameras geht weiter. Wie der Sprung von der analogen zur digitalen Fotografie muss man wohl jetzt den Sprung von der digitalen Spiegelreflexkamera zur spiegellosen Kamera verstehen. Aber bevor ich dazu komme möchte ich einen weiteren „pain Point“ nennen: Der Spiegelschlag. Manche mögen sich gerne als Profi sehen, wenn die Kamera im Serienmodus „klack, klack, klack, klack“ macht. Ja, das hört sich schon gut an.

Doch habe ich auch ein Fotostudio, über das wir im Jahr etwa 20 Hochzeiten fotografieren. Mich selbst hat dieses „klack, klack, klack, klack“ noch bei keiner Zeremonie im Standesamt oder in einer Kirche, wenn alles mucksmäuschenstill ist, begeistert. Im Gegenteil: Es hat mich massiv gestört.

Größenvergleich: Canon 5D Mark III und Sony A9 nebeneinander

Meine nächste Unzufriedenheit betraf die Astro-Fotografie – also das Thema „Landschaft mit Sternenhimmel“. Der Canon Sensor glänzt nicht durch High-ISO-Fähigkeit. Hier war Nikon schon immer etwas im Vorteil. Ganz speziell wirkt sich das aus, wenn man versucht dunkle Bereiche aufzuhellen – dann kommt sofort ein Rauschen im Magenta-Bereich zum Vorschein.

O.k. das ist ein extremes Beispiel – aber zum Verständnis was ich meine. Wenn bei Canon die ISO hoch ist und ggf. die Tiefen „aufgehellt“ werden, dann kommt nur magentafarbener „Matsch“ raus.

Im Herbst 2016 brachte dann Canon die 5D Mark IV. Ich habe mal auf die ersten Erfahrungen gewartet um zu sehen, ob das nun wirklich ein großer Fortschritt ist. Doch die Erfahrungen waren eher ernüchternd – ja, etwas besser in allen Bereichen, aber nicht der große Wurf, den die Profis erwarteten. 2017 habe ich dann die Entscheidung noch einmal vor mir her geschoben. 2018 wurde gemunkelt, dass nun auch Canon und Nikon eine spiegellose neue Kamera mit Vollformatsensor auf den Markt bringen. Also wartete ich noch einmal darauf – schließlich hatte ich auch einiges Geld in Objektive investiert.

Sigma 50mm Art bei f4.5 an der Sony A9

Dann kamen sie, die Canon EOS R und die Nikon Z6 und Z7. In beiden Lagern, Canon und Nikon, große Enttäuschung. Zum einen sind die bisherigen Objektive nicht mehr nutzbar (nur mit Adapter) und zum anderen, und das der wesentliche Punkt für mich, alle ohne Dual-Slot. D.h. keine redundante Speicherung. Für Hochzeiten, Sportveranstaltungen und Events ist das ein absolutes „Muss“. Gerade zu diesem Thema haben ganz viele Canon und Nikon-Kunden die Platzhirschen nicht verstanden. Sie platzieren eine Kamera die 3.000 bis 4.000 Euro kostet mit Single-Slot im Profi bzw. Semiprofi-Segment. Und, als Hammer oben drauf: Serienbild bei der Nikon Z7 wird auf der Nikon Homepage mit 9 Blder/sec. angegeben (zum Vergleich: Sony A9 macht 20 Bilder/sec.). Man könnte schmunzeln oder lachen, wenn das nicht so traurig wäre.

Teilweise hat man das Gefühl, dass sich Nikon und Canon wie die deutschen Autobauer mit dem Blick auf die Zukunft des Automobils präsentieren. An diesem Punkt war für mich jedenfalls klar, dass weder Nikon noch Canon die Zukunft der Fotografie definieren und ein Systemwechsel unvermeidbar ist. Nur wohin?

Da weder Canon noch Nikon mit einer spiegellosen Profi-Kamera aufwarten konnten bliebe noch Fuji oder Sony (Leica lasse ich mal aussen vor da zu teuer).

Nikon D750, Canon 5D Mark II und Sony A9

Fuji bietet die Kleinbild-Kameras (nur) mit einem Sensor im APS-C Format. Sony im Vollformat. Was auch noch für Sony ein Argument war, ist der bekannt sehr gute Sensor. Dazu kommt noch der Eye-Autofokus. Die Sony erkennt automatisch ein Auge und fokussiert haargenau darauf. Nun war die Frage nur noch: die Sony A7 III oder die Sony A9?

Ein Wort für Fuji

Würde ich nur hobbymässig oder semiprofessionell fotografieren, hätte ich sicher auch Fuji noch näher betrachtet. Ich weiß, dass es auch manche Hochzeitsfotografen gibt, die mit Fuji fotografieren. Doch ich bin immer noch bei der maximalen Sensorgröße. Wenn es finanziell und technisch machbar wäre, würde ich sogar Hochzeiten im Mittelformat fotografieren. An dem Tag, an dem ich meine A9 vom Fachhändler holte, gab es auch noch eine Fuji XT-20 für meine Tochter als Weihnachts-/Geburtstagsgeschenk. Fuji macht derzeit tolle Sachen aus dem APS-C Sensor. Und die übrige Technik wie WiFi, Bluetooth ist up to date.

Warum die A9 und nicht die A7 III

Sicher, die Sony A7 Mark III ist derzeit die aktuellste Kamera von Sony. Zudem die Sony A7R III auch noch mit gigantischen 42,4 Megapixel glänzt. Würde ich es nur auf Landschafts- oder Naturfotografie reduzieren, wäre wahrscheinlich die A7 die Wahl gewesen. Doch die A7 hat oben nur ein „Dreh-Rädchen“. D.h. einiges mehr muss über das Menü bzw. über den Touch-Screen bedient werden. Gerade bei der Hochzeitsfotografie ist eine schnelle Belichtungskorrektur enorm wichtig. Da kann man nicht erst in das Menü und nach dem Menüpunkt suchen.

Dann gibt es noch das typische Dunkelbild zwischen zwei Aufnahmen, was bei spiegellosen Kameras häufig ein Problem ist. Bei der Sony A9 gibt es das praktisch nicht. Ein weiteres Problem, das gerne spiegellosen Kameras nachgesagt wird, ist das Banding. Das Banding tritt nur auf, wenn der elektronische Verschluss verwendet wird (ich schreibe dazu noch einen separaten Blog-Beitrag). Bei der Sony A9 ist das Banding am besten optimiert.

Manche meinen, die Sony A9 wäre zu teuer. Doch muss man diese eher mit einer Canon 1DX oder Nikon D5 vergleichen. Der Sensor hat zwar „nur“ eine Auflösung von ca. 24,2 Megapixel dafür macht die Sony A9 bis zu 20 Bilder in der Sekunde.

Ein weiterer Vorteil spiegelloser Kameras ist das geringere Gewicht, das beim Gehäuse beginnt und sich in den Objektiven fortsetzt (Sony A9 wiegt 674 Gramm, die Canon 5D Mark III wiegt 950 Gramm). Das Tamron 15 – 30 mm für Canon, welches ich besitze, ist zwar ein tolles Objektiv, aber es bringt eben auch 1100 Gramm auf die Waage. Vergleichbar wäre das Sony 16 – 35mm f2.8 das „nur“ 660 Gramm wiegt. Nur mit dieser Kombi spare ich also schon 800 Gramm im Rucksack.

Als erstes natives Objektiv habe ich das Zeiss Sony 55mm 1.8  angeschafft. Diese Kombi ist so unglaublich kompakt, dass ich sie auch gerne in die Stadt mitnehme. Für das Adaptieren meiner Canon Objektive habe ich mich für den Sigma MC-11 Adapter entschlossen, da ich noch zwei Sigma Objektive habe (das 50mm 1.4 Art und das 85mm 1.4).

Bisher habe ich die beiden Sigma Objektive und das Canon 100mm f2.8 Macro an der Kamera getestet. Der Fokus arbeitet in der Regel sehr schnell vor allem aber sehr genau.

Sicher werde ich nach und nach auch weitere native Objektive für die Sony A9 kaufen – schon alleine aus Gründen des Gewichts. Die Canon 5D Mark III wird aber als Backup und für „rauhe“ Situationen bleiben.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf den ersten Einsatz in diesem Winter wenn es um das Thema „Landschaft mit Sternenhimmel“ geht…

Canon 100mm f2.8 Macro an der Sony A9

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