So, das Video ist leider (wieder einmal) in die Hose gegangen. Im Ton hat es unangenehme „Schrubber“ – nicht verwendbar. Was soll’s – dann mache ich bald einen vierten Anlauf zu dem Thema.
Derweil möchte ich schon mal in einem Blog-Beitrag von meinen Erfahrungen berichten.
Um was geht es: Ich verwende in der Landschaftsfotografie häufig Steckfilter. U.a. in meinem Beitrag zum Thema Graufilter hatte ich dieses System vorgestellt.
Grauverlaufsfilter sind, wie dort beschrieben, zur Hälfte wie ein Graufilter dunkel getönt und die andere Hälfte ist klar (durchsichtig). Dies hilft, den großen Dynamikumfang, den man bei manchen Aufnahmesituationen hat, schon in der Aufnahme auszugleichen. Alternativ könnte man ein HDR oder eine Belichtungsreihe machen. HDR-Aufnahmen wirken in der Regel extrem kitschig, farblich komplett überzogen. Eine Belichtungsreihe und anschließende Bearbeitung der Aufnahmen mit Photoshop oder Gimp bedeutet Aufwand. Auch bei sich bewegenden Motiven (Person geht im Vordergrund durch das Bild) ist die Belichtungsreihe keine Option. Die Lösung ist also der Grauverlaufsfilter.
Ich habe mir nun für diesen Vergleich eine typische Belichtungssituation ausgesucht. Im Schatten einer Hügelkette möchte ich einen verfallenden Baum fotografieren und die Landschaft im Hintergrund. Die Landschaft im Hintergrund ist, auf Grund des schönen Wetters herrlich beleuchtet. Ich habe nun also einen extremen Dichteumfang, den der Sensor kaum abbilden kann. Entweder ich belichte auf den Vordergrund (den Baumstamm) oder auf den Hintergrund. Oder ich wähle ein Kompromiss dazwischen und versuche bei der Entwicklung der RAW-Datei zu retten, was zu retten ist.
Seit etwa drei Jahren verwende ich für solche Situation Verlaufsfilter von Hitech. Aus der Verfolgung verschiedener Threads in verschiedenen Foren hatte ich diese als Kompromis ausgewählt. Das günstigste System hier kommt von Cokin. Allerdings werden diesen Filtern starke Farbverschiebungen nachgesagt. Ziemlich am Ende der Fahnenstange liegt Lee. Dafür mit entsprechend guter Qualität.
Allerdings haben auch die Hitech-Filter eine Farbverschiebung – und zwar Richtung Magenta (Rot). Bei Sonnenaufgang oder -untergang Aufnahmen hat mich diese nicht so sehr gestört. Mit einem Verlaufsfilter in Adobe Lightroom kann man m.E. diese auch korrigieren. Bei Landschaftsaufnahmen am Tag fand ich es doch mitunter sehr störend. Deshalb habe ich nun doch zwei Verlaufsfilter von Lee bestellt. Ich war schon sehr gespannt, da der Preisunterschied doch heftig ist – für zwei Filter mehr als 200 Euro – das ist eine Hausnummer.
Allerdings hatte ich jetzt auch etwas die Erfahrung und konnte so die Filter bestellen, die ich auch einsetze. Bei Hitech hatte ich mit dem Starter-Kit angefangen. Das umfasst drei Verlaufsfilter: 0.3 SE, 0.6 SE und 0.9 SE. Den 0.3er habe ich kein einziges Mal eingesetzt. Der 0.9 war manchmal zuviel, so dass ich in Lightroom bei der Entwicklung wieder dagegen steuerte. So war klar, die Filter die ich eigentlich brauche, müssen 0.6 sein. Also orderte ich einen 0.6 SE (Softedge) und 0.6 HE (Hardedge).
Nun kam es zum Vergleich. Wobei der Vergleich z.T. etwas hinkt: Von Hitech habe ich den 0.9 HE von Lee jetzt den 0.6 HE. Bei Softedge konnte ich den direkten Vergleich machen.
Die Softedge-Filter konnte ich direkt vergleichen. Allerdings fällt hier der Magenta-Stich beim Hitech auf den ersten Blick nicht so stark auf. In Adobe PS messe ich einen Unterschied von ca. 5 – 10% was den Magenta-Anteil betrifft. Beim Hardedge ist der Unterschied wesentlich deutlicher was aber vielleicht auch mit der Dichtestufe von 0.9 beim Hitech zusammen hängt.
Aber es bestätigte meine Ahnung und das, was ich bisher gelesen hatte: Der Lee kommt wirklich wesentlich farbneutraler als der Hitech-Filter. Und gerade in der Kombi mit einem ND-Filter, war die Farbverschiebung bisher wirklich heftig.
Insbesondere beim Hardedge wird im Histogramm deutlich, wie die Werte für Rot beim Hitech nach oben ausschlagen.
Ich denke die Bildbeispiele hier sprechen für sich. Mein Fazit: Hitech fliegt aus der Filtertasche raus. Was die ND Filter betrifft, habe ich jetzt Haida geordert – die sollen auch sehr farbneutral sein und sind etwas preiswerter als Lee. Die beiden Grauverlaufsfilter von Lee reichen mir erst einmal.
Zum Schluss noch eine weitere Beurteilung: Ich habe das Gefühl, dass der Hardedge von Lee etwas „softer“ daher kommt, als der Hitech. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, kann ich noch nicht sagen. Jedenfalls finde ich beim Hitech wesentlich schneller den Horizont als beim Lee.
Nachtrag (Dezember 2015)
Inzwischen gibt es von Hitech die Firecrest Serie die hochwertiger und farbneutraler sein soll. Allerdings liegen die dann preislich bei den LEE Filtern womit der Preisvorteil dahin ist… Zudem kommt Hitech wie LEE aus Großbritannien und das englische Pfund ist derzeit recht teuer. Ein Verlaufsfilter 100 x 150 mm aus der Firecrest Serie kostet (Stand 28.12.2015) ca. 135 GBP was umgerechnet ca. 180 Euro entspricht. Wer in der Preisklasse schaut, sollte sich einmal die Filter von Lensinghouse ansehen (mein Test mit dem Big Stopper von Lensinghouse). Diese sind qualitativ sehr hochwertig und kommen aus Niederlande.
Hallo Thomas,
wie nimmst du deine Vergleichsfotos auf, um zu vergleichbaren Ergebnissen für das Histogramm zu kommen?
Danke und Gruß
Ralf
Unterschiedlich. Ich mache z.T. Aufnahmen mit einem neutralen, weißen Hintergrund (Studio) aber natürlich auch Aufnahmen in der Landschaft.