Lichtformer für Aufsteckblitze

Licht formen? Was soll denn das jetzt? Knete, Teig, usw. kann man wohl verstehen. Aber Licht formen? Nun, am Ende des kleinen Blogs werdet ihr verstehen, was unter Lichtformern zu verstehen ist und weshalb es so viele verschiedene gibt.

Sicher war jede/r schon einmal im Fotostudio, um ein Passfoto, Bewerbungsbild oder Portraitbild erstellen zu lassen. Dabei sind sicher auch die großen, weißen Stoffteile vor dem Blitz aufgefallen. Das sind Softboxen – eben Lichtformer.

Diese Softboxen verteilen das Licht gleichmässig und vermeiden, dass harte Schatten entstehen. Gleichzeitig verhindern sie, dass sich das Licht einfach unkontrolliert im Raum verteilt. Softboxen sind in der Regel viereckig oder auch sechs- oder achteckig. Da wir mit dem Aufsteckblitz unterwegs sind, behandle ich diese Art Lichtformer gegen Ende des Beitrags. Zusammengefasst kann man zuerst einmal sagen, dass Lichtformer dazu da sind, dem Licht eine bestimmte Charakteristik zu geben, die sich dann auf dem Motiv entsprechend auswirkt. Starten wir aber erst einmal mit den einfachsten Lichtformern.

Ohne Lichtformer ist der Aufsteckblitz einfach „nackt“ und das Licht wird hauptsächlich als starkes Lichtbündel nach vorne gerichtet. Dies führt dann oft zu sehr harten Schatten, besonders bei Portraitaufnahmen um die Nase, die nicht so toll aussehen. Die einfachste Möglichkeit, das Licht etwas zu streuen, bietet sich mit der Weitwinkel-Streuscheibe, die im Blitz eingebaut ist und sich bei Bedarf heraus ziehen lässt.

Diffusor

Der einfachste „Lichtformer“ ist der Diffusor oder oft auch leicht spöttisch „Joghurtbecher“ genannt. Ein weißes Kunststoffteil, das vorne über den Blitz gestülpt wird. Dieser streut einfach das Licht – allerdings mehr oder weniger unkontrolliert in alle Richtungen. Viele Hochzeitsfotografen setzen diesen gerne als schnelles Hilfsmittel zum Aufhellblitzen ein.

Dieser Aufsatz „schluckt“ natürlich etwas Licht. Oft etwa eine Blendenstufe.

Diese Art Diffusoren gibt es noch in unterschiedlichen Formen, auch etwas größer was aber nichts wesentliches an der Lichtcharakteristik ändert. Der Vorteil des Diffusors (sofern man dies als einen sehen möchte) ist der, dass der Blitz auf der Kamera bleiben kann. Vor allem wenn es schnell gehen muss, ist der Diffusor ein probates Mittel und werde gerne auch beim indirekten blitzen über die Decke genützt.

Bounce Card

Die nächste Möglichkeit ist eine Bounce Card. Viele Blitzgeräte haben eine Mini-Bounce Card eingebaut die sich zusammen mit der Weitwinkelstreuscheibe heraus ziehen lässt. Dieses kleine Ding, so groß wie eine Visitenkarte, bringt natürlich nicht viel.

Bekannt ist vor allem die „A better bounce Card“. Diese kann man sich aber auch gut aus einer Matte Moosgummi selbst basteln. Ein DIN A4 grosses Stück reicht vollkommen. Mit einem Haargummi kann man diese zugeschnittene Bounce Card dann am Blitz befestigen.

Die Bounce Card ist eine Mischung aus indirektem Blitzen über die Decke und Licht, das von der Bounce Card nach vorne geworfen wird.

Es gibt auch andere Lösung wie den Flash Bender von Rogue bei dem der Bouncer noch etwas geformt werden kann.

Flash Bender
Rogue Flash Bender

Wer einen Helfer zur Verfügung hat, kann ggf. auch einen größeren Bouncer entfernt einsetzen. Ein Beispiel wäre der Trigrip von Lastolite.

Schirm

Schirme gibt es als Reflexschirme oder Durchlichtschirme. Beide müssen in der Verbindung mit einem Lichtstativ und einem Schirmneiger verwendet werden. Der Schirmneiger hat ein kleines Loch, in das der Stab des Schirms gesteckt und so der Schirm fixiert wird. Gleichzeitig hat der Schirmneiger eine Aufnahme, um den Blitz zu befestigen. Die Schirme gibt es in unterschiedlichen Größen und z.T. auch etwas abgewandelten Formen (flacher, tiefer).

Der Durchlichtschirm streut das Licht sehr breitflächig und wird gerne in Räumen verwendet, um den Raum einfach hell zu machen. Oder auch bei der Passbildfotografie wo es egal ist, wie sich das Licht ringsum außerhalb des Motivs ausbreitet. Fotografiert man mit mehreren Blitzen, wird der Schirm auch gerne als Fülllicht verwendet.

Mit dem Reflexschirm lässt sich das Licht einigermaßen in eine Richtung lenken. Der Reflexschirm schluckt in der Regel auch etwas weniger Licht, als der Durchlichtschirm. Reflexschirme sind außen schwarz und innen Weiß oder Silber beschichtet. Bei beiden Varianten sollte man keinen zu kleinen Schirm wählen. 120 – 150 cm Durchmesser sind z.B. eine gute Größe. Wegen der großen Fläche sind Schirme u.U. draussen schwierig zu handhaben (Wind).

Softbox

Es gibt inzwischen verschiedene Systeme mit denen sich Sofboxen zusammen mit Aufsteckblitzgeräten verwenden lassen. Ein einfacheres System ist die Firefly Beauty Box. Es gibt diese in zwei Grössen – 50cm oder 65cm. Ich habe die 50er und nütze diese gerne als schnelle, kleine Lösung für unterwegs.
Ein System, mit dem sich herkömmliche Softboxen an den Aufsteckblitz adaptieren lassen, ist das Flash2Softbox. Mit diesem System lassen sich praktisch alles Softboxen, die für Studioblitzgeräte gedacht sind, an einen Aufsteckblitz adaptieren.

Die Softbox kann man dann zusammen mit dem Blitz in der Hand halten oder auf ein Lichtstativ klemmen.

Entfesselt mit einem Yongnuo und Firefly Beauty Dish geblitzt
Entfesselt mit einem Yongnuo und Firefly Beauty Dish geblitzt

Snoot

Ein Snoot ist eine Röhre, die das Licht stark bündelt und so sehr hart und zielgerichtet auf einen Punkt lenkt. Z.B. kann man so gut ein Spitzlicht auf die Haare setzen – wird also in der Regel eher als zusätzliches Licht verwendet. Einen Snoot für einen Aufsteckblitz kann man sich auch gut selbst basteln. Im einfachsten Fall ein Stück schwarzes Moosgummi, welches um den Blitz gewickelt wird.

Ich habe mir so einen Snoot aus einer Packung Trinkhalme (die kurzen) und einem Karton selbst gebastelt. Auch den Flash Bender von Rogue (s. oben) kann man in einen Snoot umwandeln.

Striplight

Ein Striplight ist ein sehr langer, schmaler, rechteckiger Lichtformer, der oft in Verbindung mit einer Wabe (s. unten) verwendet wird. Dieser Lichtformer setzt ein sehr gezieltes, schmales Licht welche oft bei Car-Shootings oder ganz gerne in der Portrait-Fotografie verwendet werden, um den Körper seitlich zu formen. Z.B. auch gerne bei Akt-Aufnahmen. Eine weitere Möglichkeit ist z.B. bei Low-Key-Aufnahmen das Striplight fast als Gegenlicht zu setzen, so dass auf der Person nur ein Streiflicht erscheint.

Aufgrund der Ausleuchtungscharakteristik von Aufsteckblitzen sind diese weniger für Striplights geeignet. Während die Blitzröhre eines Studio-Blitzgerätes ringsum das Licht abstrahlt, ist es beim Aufsteckblitz schon gerichtet und kann sich so schlecht in einer so schmalen, langen Softbox verteilen.

Es gibt ein paar Do-it-yourself Lösungen die ich gesehen habe, und wohl relativ gute Ergebnisse liefern. Dabei wird ein Papprohr verwendet, das innen mit Alu-Folie ausgekleidet wird. Ein schmaler Schlitz kann mit neutral weißem Backpapier abgedeckt werden. Das Rohr muss vom Durchmesser so groß sein, dass der Aufsteckblitz an einer Seite hinein geschoben werden kann.

Striplight mit Wabe von rechts, Firefly Beauty Box von links hinten
Striplight mit Wabe von rechts, Firefly Beauty Box von links hinten

Beauty Dish

Ein weiterer besonderer Lichtformer ist der Beauty Dish. Dabei handelt es sich um eine runde Schüssel, die innen weiß beschichtet ist. In der Mitte befindet sich ein Reflektor. Vom Reflektor soll das Licht gleichmäßig ringsum verteilt werden. der Beauty Dish erzeugt in der Mitte ein helles, kreisrundes Licht, das dann zum Rand schnell aber trotzdem mit weichem Verlauf abfällt. Dieser Lichtformer wird gerne für schöne, weiche Portraits eingesetzt. Ist aber auch eher ein Lichtformer für Studioblitzgeräte.

Waben

Für verschiedene Lichtformer wie für Softboxen (Octabox), Striplights oder Beauty Dishes gibt es sogenannte Waben. Im einfachsten Fall aus Stoff der am Lichtformer mittels Klettverschluss befestigt wird. Die Wabe sorgt dafür, dass das Licht noch gerichteter ist – also weniger streut.

Welcher Lichtformer ist der richtige?

Es gibt keinen richtigen oder falschen Lichtformer. Es kommt immer darauf an, was man erreichen möchte. In Verwendung mit dem Aufsteckblitz ist kritisch zu prüfen, was Sinn macht und was nicht. Einiges lässt sich auch mit Bastellösungen herstellen. Meine erste „Softbox“ habe ich aus einem flachen Karton gebastelt, den ich innen mit Alufolie auskleidete und mit einem matten, weißen, lichtdurchlässigen Papier beklebte. Die eine oder andere Bastellösung landete später im Mülleimer und manche habe ich heute noch im Einsatz. Nicht mehr missen möchte ich die Firefly Beauty Box weil sie klein, leicht und einfach zu handhaben ist.

Später gibt es noch einen Blog-Beitrag „Licht lesen“. Fast jedes Licht erzeugt eine Reflektion im Auge. Die eine Reflektion wird als schöner, die andere als weniger schön gesehen.

Es muss auch nicht immer ein Lichtformer sein. Vor kurzem habe ich ein schönes Video gesehen, in dem schöne Wäsche-Aufnahmen nur mit drei „nackten“ Aufsteckblitzgeräten gemacht wurden. Wände, Decken oder andere Flächen können gut als Bouncer verwendet werden und eine interessante Lichtstimmung schaffen.

Kleiner Tipp am Ende

Wie oben beschrieben, leuchten die Blitzröhren der Studioblitze mehr oder weniger ringsum (natürlich nicht nach hinten) während der Aufsteckblitz mehr oder weniger nur nach vorne blitzt. Deshalb sollte man, wenn der Blitz über eine Zoom-Funktion verfügt, ihn zusammen mit Lichtformern auf Weitwinkel einstellen und vielleicht noch die Streuscheibe ausklappen. So kann sich das Licht im Lichtformer besser ausbreiten.

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