Der Vergleich: Adobe CS5 gegen Lightroom

Die Tage habe ich für die Teilnehmer meines letzten Workshops ein kleines Handout zum Entwickeln der RAW Dateien in Adobe Lightroom erstellt. Ich finde es immer wieder interessant, wie man selbst einem Thema begegnet, wenn man dazu etwas Schriftliches erstellt und veröffentlicht.

Mir geht es dabei jedenfalls so, dass ich mich dann mit diesem Thema sehr intensiv auseinander setze. Ich recherchiere viel im Internet, lese intensiv das Handbuch. Ich mache ungern Fehler. Sicher, man lernt ständig dazu. Und Tutorials, die ich vor einem Jahr geschrieben habe, würde ich heute wahrscheinlich an der einen oder anderen Stelle korrigieren.

Viele fragen mich auch immer wieder einmal danach, wie ich meine Bilder entwickle oder bearbeite. Ich bin Photoshop-Anwender seit mehr als 20 Jahren.  Nicht besonders intensiv. Ausgeprägte Bildmontage und -bearbeitung finde ich zwar interessant, bisher hatte ich aber weder Zeit dazu noch war das Interesse so stark, dass ich mich damit wirklich auseinander gesetzt hätte.

Sunset Mannenbach (CH)
Sonnenuntergang bei Mannenbach (CH) am Bodensee. In dem Fall ein Mix aus drei unterschiedlich belichteten Aufnahmen die in Adobe CS5 kombiniert wurden.

Anfangs habe ich meine Bilder mit RawTherapee und dann mit ACDsee entwickelt. Die weitere Bearbeitung erfolgte in Adobe Photoshop. Seit zwei Jahren verwende ich nun Adobe Lightroom. Was ich in RawTherapee und ACDsee immer wieder vermisste, war eine einfache Möglichkeit einer selektiven Anpassung der Entwicklung. Also mal einen Verlauf einziehen oder mit dem Pinsel-Werkzeug eine Stelle auswählen, die etwas anders entwickelt werden soll.

Im Wesentlichen beschränke ich mich aber auf diese Art der Bearbeitung in Adobe Lightroom. Natürlich: Weißabgleich, Drehen, Perspektivische Verzerrung, Objektivkorrektur, Schärfen oder Entrauschen. Vielleicht mal noch etwas die Dynamik oder Klarheit anpassen. Aber das ist es dann auch.

Bei sehr schwierigen Lichtverhältnissen mit einem hohen Dynamikumfang mache ich in der Regel eine Belichtungsreihe aus drei Aufnahmen. Bei meiner Pentax K-5 ist das schnell eingestellt. Eine Aufnahme normal belichtet, eine etwas überbelichtet und eine etwas unterbelichtete. Wenn ich ein Bild aus der Belichtungsreihe in Adobe Lightroom entwickelt habe, kopiere ich die Entwicklungseinstellungen auf die anderen beiden Bilder.

Diese drei unterschiedlich belichteten Aufnahmen lade ich dann in Adobe Photoshop als TIFF. Die normal belichtete Aufnahme kopiere ich als Ebene in die leicht überbelichtete Aufnahme und die leicht unterbelichtete Aufnahme kommt dann noch als Ebene oben drauf. Also drei Ebenen in Photoshop. Ich beschreibe mal dann diese Technik separat.

Dann lade ich mir die Aktionen von Tony Kuyper. Mit diesen Aktionen kann man ganz schnell sogenannte Luminanzmasken erstellen. Diese Luminanzmasken stehen dann entweder als Graditionskurve oder als Maske zur Verfügung. Hier, für das Ineinanderblenden der verschiedenen Ebenen, benötige ich die Masken.

Was möchte ich erreichen: Oft sind in dem normal belichteten Bild wegen des hohen Dynamikumfangs die Lichter etwas ausgefressen. Enthalten also praktisch keine Farbe mehr. Diese hätte ich in der unterbelichteten Aufnahme. In der sind jedoch die Schatten vollkommen zu und es ist keine Zeichnung mehr erkennbar. Ich hätte also gerne von der unterbelichteten Aufnahme die Lichter, von der normal belichteten Aufnahme alles um die Mitteltöne und von der leicht überbelichteten Aufnahme die Tiefen.

Wem HDR (High Dynamik Range) ein Begriff ist, wird gleich daran denken. Ich habe auch Photomatix und kenne auch andere Wege, ein richtiges HDR zu erstellen. Aber nein, das möchte ich nicht. Ich möchte ganz bewusst bestimmte Bildteile ineinanderkopieren. Speziell bei Landschaftsaufnahmen finde ich die typische HDR-Bearbeitung auch recht unpassend.

Jedenfalls habe ich bei der Aufnahme kurz nach Sonnenuntergang (s. oben) zuerst diese Bearbeitung angewendet, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Und ja: Ein Grauverlaufsfilter war auch im Einsatz.

Mit dem Ergebnis war ich ganz zufrieden. Dann arbeitete ich zwei Tage später an dem Handout. Im Zuge des Handouts betrachtete ich noch einmal einige Regler in Adobe Lightroom genauer, die ich sonst kaum berührte. Dazu nahm ich noch mal eine andere Aufnahme aus der Serie und bearbeitete diese ausschließlich in Adobe Lightroom. Zu den besonderen Reglern gehören speziell die Regler rechts unten unter „Kamerakalibrierung“. Bisher dachte ich immer, dass diese für den Fall sind, wenn die Kamera irgendwelche Falschfarben erzeugt. Man kann jedoch damit auch gezielt bestimmte Farben beim Entwickeln beeinflussen.

Hier mal ein Screenshot, wie ich die Regler für meine zweite Bearbeitung eingestellt hatte.

Kamerakalibrierung_LREin Problem sind bei einem Bild mit einem hohen Dynamikumfang oft die Lichter. Deshalb habe ich mal ganz frech die Regler unter den Grundeinstellungen für die Lichter bis zum Anschlag nach links gezogen. Den Kontrast habe ich verstärkt, dadurch muss man dann natürlich die Belichtung etwas anheben.

Grundeinstellung_LRZusätzlich habe ich dann zwei Verlaufsfilter angelegt, um die Belichtung oberhalb und unterhalb des Horizonts etwas anzuheben. Genau gesagt um etwa 0,8.

Verlaufsfilter LightroomDen Steg selbst habe ich dann mit dem Pinsel noch einen Tick aufgehellt und an dem Häuschen, am Stegende, einen Lichtpunkt gesetzt. Jeweils nur um etwa 0,4 aufgehellt.

Zum Schluss noch ein besonderer Zaubertrick: Wie gesagt ist ja oft das Problem, das die Lichter recht ausgefressen sind. Etwas korrigieren kann man dies mit einer vorsichtigen Teiltonung. In dem Fall habe ich für die Lichter ein ganz helles Gelb-Orange und für die Tiefen ein ganz helles Blau gewählt – in etwas der Farbton des Wassers.

Ganz zum Schluss habe ich dann doch noch etwas die Sättigung allgemein etwas reduziert, da die Farben doch etwas extrem waren.

Und was soll ich sagen: Am Ende hatte ich ein Ergebnis, mit dem ich auch ohne weitere Bearbeitung in Adobe Photoshop, ohne Luminanzmasken und ohne Belichtungsreihe zufrieden bin.

Mein Fazit: Sicher werde ich auch in Zukunft Adobe Photoshop weiterverwenden. Und ich werde auch weiterhin mit den Luminanzmasken von Tony arbeiten. Aber ich werde sicher öfter auf die anderen Regler zugreifen und vielleicht öfter eine Einzelaufnahme in Adobe Lightroom ausarbeiten, anstatt den Aufwand in Adobe Photoshop zu treiben.

Sonnenuntergang Mannenbach (CH), Bodensee
Das Ergebnis ausschließlich in Adobe Lightroom bearbeitet.

Zum Vergleich noch einmal das Original der mittleren Belichtungsreihe. Da muss man doch zugeben, dass sich mit Adobe Lightroom verdammt viel aus einem Bild machen lässt.

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