Schon eine ganze Zeit habe ich keine Nacht-Aufnahmen „Landschaft mit Sternenhimmel“ gemacht. Am letzten Samstag stand ich nachts auf der Terrasse und sah den schönen Sternenhimmel. Gerade der Juli ermöglicht oft schöne Nacht-Landschaftsaufnahmen mit der Milchstrasse.
So postete ich in einer Facebook-Fotogruppe die Frage, ob jemand Lust hat, in der folgenden Nacht mit auf Tour zu gehen. Mit zwei weiteren Foto-Verrückten traf ich mich dann in Meersburg. Der Wetterbericht drohte schon mit Gewittern in der Nacht – aber da war ich tiefenentspannt 🙂 Sollte Landschaft mit Sternenhimmel nicht gehen, fotografiert man eben Gewitter…
Wir waren frühzeitig in Meersburg, um vielleicht noch den Sonnenuntergang mit zu nehmen. Doch leider schob sich schon ein dickes Wolkenband im Westen vor die untergehende Sonne. Also erst mal gemütlich etwas trinken und Ideen besprechen.
Ein Bild, das ich auch noch einmal machen wollte, war eine Langzeitbelichtung der Fähre Konstanz – Meersburg in der fortgeschrittenen blauen Stunde. Ich hatte schon vor etwa einem Jahr diese Aufnahme gemacht – war damals aber nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis.
Die Fähre Konstanz – Meersburg wird von den Stadtwerken Konstanz betrieben. Insgesamt sind sechs Schiffe im Betrieb. Tagsüber, zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr abends fährt die Fähre alle 15 Minuten. Dabei fährt eine von Konstanz nach Meersburg und zeitgleich eine andere von Meersburg nach Konstanz. Das gibt ein schönes Bild in der Dunkelheit.
Vom Ufer bei Meersburg geht es gleich relativ steil etwa 100 Höhenmeter hinauf. Auch ein ideales Gelände für den Weinbau. So hat man oben von der Kante einen schönen Blick hinunter auf den Fähranleger und bis hinüber nach Konstanz.
Helmut, einer der Begleiter und aus Konstanz war mehr als 15 Jahre beruflich in Immenstaad tätig. Als langjähriger Fährebenutzer wusste er genau, wann die Fähre fährt und wie lange sie für die Überfahrt benötigt – nämlich 15 Minuten.
So war die Belichtungszeit schnell klar. Wenn möglich vermeide ich solche ultralangen Belichtungszeiten. Denn, je länger die Belichtungszeit, umso stärker heizt sich der Sensor auf und sogenannte Hotpixel werden sichtbar. Das sind Bildpunkte, die nicht proportional auf das einfallende Licht reagieren und bei Nachtaufnahmen dann als Falschfarben erscheinen – kräftige rote oder grüne Bildpunkte. Mithilfe einer Dark-Aufnahme kann man diese auch später (weitgehend) in der Bildbearbeitung korrigieren.
Doch bleiben wir zuerst bei der Aufnahme. Wie gesagt, war die Belichtungszeit gegeben. Jetzt war die Frage, wie ich auf die Belichtungszeit komme. Selbst bei ISO 50 und maximal geschlossener Blende hätte ich nicht so lange belichten können, ohne ein überbelichtetes Bild zu bekommen. Das Zauberwort hier heißt also „Graufilter“. Man muss Licht wegnehmen. In dem Fall hatte ich einen ND 1.2 dabei. Dieser macht vier Blendenstufen aus bzw. eine 16 mal längere Belichtungszeit (4 hoch 4).
Für Android Smart Phones gibt es die App ND Filter Calc. Die finde ich sehr praktisch, da man unterschiedliche Varianten mit Filterdichte und Belichtungszeit durchspielen kann.
Das Vorgehen war wie folgt: In der App ND Filter Calc habe ich die Filterdichte 1.2 ausgewählt. Ich wollte bei mittlerer Blende fotografieren – also etwa Blende 8. Auf der rechten Seite probiere ich unterschiedliche Belichtungszeiten bis mir oben die 13 Minuten angezeigt werden. Da ich selbst bei 30 sec. auf maximal 8 Minuten kam, habe ich einfach verdoppelt. Ich wählte also den Wert 25 Sekunden – das ergibt 6 Minuten und 4 Sekunden mit Filter. Für die Verdoppelung der Belichtungszeit verwendet man am besten den Parameter Empfindlichkeit (ISO). Jeder volle Sprung halbiert bzw. verdoppelt die Belichtungszeit. Also bei ISO 800 und Blende 6.4 konnte ich 25 Sekunden Belichtungszeit an der Kamera ablesen. D.h. jetzt musste ich nur die ISO halbieren (ISO 400) und hatte meine gewünschte Belichtungszeit von 13 Minuten (mit dem Graufilter). Bei solch langen Belichtungszeiten in der Dämmerung sollte man nur beachten, dass sich die Lichtmenge durch die untergehende bzw. aufgehende Sonne stark verändert. Also in der Abenddämmerung lieber noch mal etwas länger belichten und in der Morgendämmerung etwas kürzer.
Wie man sieht, hatte ich dann wirklich eine Lucky-Shot – Im Laufe der Belichtung ging am Horizont in der Mitte und am rechten Bildrand ein Blitz runter.
Zum Ende noch mal zu den Hot Pixeln. Hot Pixel bzw. White Pixel sind „tote“ bzw. defekte Pixel auf einem Sensor. Es gibt keinen Sensor, bei dem alle Pixel fehlerfrei sind. Die Canon 5D Mark III hat z.B. etwa 22 Millionen Pixel. Das hier etwa 5.000 Pixel defekt sind, ist im Rahmen der Qualitätstoleranz der Sensoren. Bei der Qualitätsprüfung bei der Herstellung werden Probeaufnahmen gemacht und die Informationen defekter Pixel in der Kamera gespeichert. Diese werden dann autom. beim Speichern des Bildes herausgerechnet. Nun macht man bei dieser Qualitätsprüfung natürlich keine Langzeitbelichtung mit 10 Minuten. Je länger man belichtet, desto mehr treten Pixel auf, die nicht oder nicht 100%ig in Ordnung sind.
Natürlich hatte ich bei so einer recht langen Belichtungszeit recht viele Hotpixel. Bei den meisten Kameras gibt es die Funktion „interne Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung“ (was oft mit LZB abgekürzt wird). Die Software der Kamera versucht dann die Hotpixel zu entdecken und rauszurechnen. Dazu macht sie „intern“ eine Aufnahme mit der gleichen Belichtungszeit und verrechnet das Ergebnis.
Die interne Rauschreduzierung habe ich ausgeschaltet, da die Kamera dies sonst bei jeder Langzeitbelichtung machen würde – was ich vermeiden möchte. Gerade bei Langzeitbelichtungen am Tag (mit Graufilter) fallen die Hotpixel so gut wie nicht auf d.h. benötigt man die interne Rauschreduzierung nicht. Das Rauschen, welches bei hohen ISO-Werten entsteht, entferne ich auch lieber gezielt manuell beim Entwickeln in Adobe Lightroom. Vor allem stört mich aber bei Sternenaufnahmen die Wartezeit zwischen den Aufnahmen. Die Lücken zwischen den Aufnahmen erschweren dann die spätere Verarbeitung.
Bei Landschaftsaufnahmen mit Sternenhimmel mache ich oft mehrere Aufnahmen, die dann gestackt (verrechnet) werden – siehe auch mein Tutorial hier. Dadurch verschwinden die Hotpixel und das Rauschen auch weitgehend. Deshalb kann man bei diesem Verfahren auf sogenannte Darks verzichten.
Was sind Darks
Als Darks bezeichnet man Aufnahmen unter gleichen Aufnahmebedingungen bzw. -einstellungen nur mit aufgesetztem Objektivdeckel. D.h. also gleiche Belichtungszeit, gleiche Empfindlichkeit (ISO) und gleiche Temperatur. Die Blende ist vollkommen unwichtig da man ja nur ein „Schwarzbild“ macht. Man sollte meinen, dass dann einfach ein schwarzes Bild entsteht. Doch dem ist nicht so. Hier werden jetzt die Hotpixel und white Pixel richtig sichtbar.
Wenn man, wie ich, die interne Rauschreduzierung im Menü der Kamera ausschaltet, dann muss man ggf. Dark Frames machen. Am besten macht man ein Dark Frame gleich im Anschluss der Aufnahmeserie. Im Notfall eben zu Hause – aber die Bedingungen (Temperatur) sollten in etwa gleich sein. Also Kamera während dessen auf den Balkon/die Terrasse stellen. Mit einem Zusatzprogramm werden dann die Hot Pixel in der Aufnahme korrigiert. Das Programm, das ich verwende, ist HotPixels Eliminator und es ist fast selbsterklärend. Zuerst lädt man links das Orignal-Bild dann in der Mitte das Dunkelbild (Dark Frame). Rechts wird das Ergebnis angezeigt.
Das Ergebnis speichert man dann als TIF oder JPEG. Wenn man es als TIF speichert kann man es in Adobe Photoshop oder in Lightroom weiterbearbeiten. Unter Umständen bleiben ein paar große Hotpixel, die in Photoshop mit dem Stempel oder in Adobe Lightroom mit dem Korrekturpinsel korrigiert werden können.
Ich hoffe ihr konntet wieder einmal ein paar wertvolle Infos aus diesem Blog mitnehmen und freue mich über eure Kommentare am Ende.