Was für ein Tag war das – ganz anders als gedacht aber trotz einiger Schrammen und blauer Flecken mit einem zufriedenen Gesicht am Ende. Doch möchte ich erst noch einmal kurz zurück spulen…
In einem Forum hatte ich ein tolles Bild von einem Wasserfall gesehen, das mich unglaublich faszinierte. So etwas sieht man selten – ein Wasserfall, hinter den man gehen kann, um diesen von hinten zu fotografieren. Und der sollte auch ganz nah am Bodensee sein.
Wasserfälle und Bodensee – das ist mein Lieblingsthema. Gerade jetzt im Herbst, mit dem sich färbenden Laub, sollten tolle Aufnahmen möglich sein. Die ganze Woche hatte ich genau recherchiert wo man am besten parkt und wo der Fall ganz genau zu finden ist. Das ist immer das Schwierigste: Die Location genau zu finden.
Richtung Wochenende hatte ich zuerst den Sonntag für diesen Ausflug an das andere Seeende geplant. Die Woche war das Wetter ganz gut nur, wie so oft, Richtung Wochenende wurde es plötzlich unsicher. In der Regel verfolge ich den Schweizer Wetterbericht da dieser für unsere Grenzregion einfach treffender ist, als die deutsche Wettervorhersage. Jetzt wurde es aber ganz schwierig: Meteocentrale sagt für Samstag das bessere Wetter vorher, Meteo DRS meint das der Sonntag der bessere Tag wäre. Nachdem ich zuerst den Sonntag geplant hatte wechsle ich kurzfristig meine Planung auf den Samstag.
Den Tag möchte ich mich einem Sonnenaufgang starten. Um 6 Uhr klingelt der Wecker – doch was ist das jetzt? Gewitter am frühen Morgen. Also noch mal die Bettdecke über den Kopf ziehen und weiter schlafen. Gegen 9 Uhr mache ich mich auf zur Interboot nach Friedrichshafen – der größten Wassersportmesse im Süden. Auf dem Weg knipse ich etwas – das Wetter wird inzwischen etwas besser. In Friedrichshafen sieht man schon blaue Lücken in der Wolkendecke.
Für meine Internetseite mein-bodensee mache ich ein paar Bilder von der Messe und der Eröffnung. Nachdem das Wetter kontinuierlich besser wird, plane ich schnell um. Eine Kleinigkeit essen und weiterfahren Richtung Pfänder. Die Parkgelegenheit am Rickenbach und den Eingang zum Wirtatobel habe ich gleich gefunden.
Also Fotorucksack auf den Rücken, Stativ unter dem Arm und los geht’s. Schon am Eingang hat man von der Bogenbrücke über den Rickenbach einen tollen Tiefblick auf das fließende Wasser – klick klick – gleich mal ein paar Bilder gemacht. Auf einem Schotterweg geht es gemütlich bergauf – das gurgelnde Geräusch immer in der Nähe. Doch jetzt kommt noch ein anderes Geräusch dazu… Was ist denn das jetzt? Donnergrollen macht sich breit – wieder Gewitter. So ein Mist – sollte es das für heute gewesen sein?
Um nicht mit ganz leeren Händen wieder nach Hause zu fahren, möchte ich doch wenigstens ein paar Bilder aus dem Wirtatobel machen. Vom Schotterweg geht es steil durch das Gelände hinunter zum Wasser. Eine erste Aufnahme ist gemacht und es beginnt schon leicht zu tröpfeln. Ich möchte noch eine kleine Wasserstufe fotografieren. Die Kamera lasse ich auf dem Stativ, den Fotorucksack auf dem Rücken gehe ich durch das Gelände hinunter. Plötzlich hebe ich ab – wie Miro Klose bei der Fußball WM 2014 in Brasilien mache ich einen Salto und sehe mich wie ein Marienkäfer hilflos auf dem Rücken liegend. Irgendwie hatte ich mit meinem Fuß in einem Brombeerstrauch eingefädelt. Wild fluchend rapple ich mich wieder auf – zum Glück ist mir außer ein paar Schrammen nichts passiert. Und auch die Kamera scheint den Sturz gut überlebt zu haben. Noch einmal Glück gehabt…
Ich habe mich schnell von dem Sturz erholt und mache noch meine Aufnahmen. Es donnert weiterhin aber der Regen wird nicht stärker. Was tun?
Da ich noch nicht genau weiß, wo der eigentliche Wasserfall ist, den ich suche, entschließe ich mich weiter zu gehen. Meine Jacke sollte einigermaßen regenfest sein. Der Rucksack ist auch wetterfest. Je weiter ich bergan steige, umso mehr verzieht sich das Gewitter. Nach etwa einem Kilometer an einer Brücke kann ich „den“ Fall ausmachen. Eine etwa 10 Meter hohe Nagelfluhplatte – er sieht genau so aus, wie ich ihn erwartet und erhofft hatte. Der Zugang zum Fall zeigt sich als unschwierig. Schnell ist die Position gefunden, von der man schön aus der Höhle nach draußen fotografieren kann – die gefärbten Bäume im Hintergrund.
Nach einigen Aufnahmen traue ich wieder einmal meinen Augen kaum. Sonnenstrahlen schieben sich durch die Blätter und beleuchten die Szenerie zauberhaft – Bingo, genau so hatte ich es mir gewünscht. Besser kann es überhaupt nicht sein.
Warum nur ist so ein toller Fall so relativ unbekannt? Vielleicht liegt es daran, dass er nicht direkt einfach auszumachen ist vom Weg und kein Weg unmittelbar hin führt.
Nach einigen Aufnahmen gehe ich wieder hinunter Richtung Parkplatz. Die eine und andere Aufnahme entsteht noch, doch habe ich schon das nächste Ziel im Kopf. Wenn das Wetter jetzt so gut ist, bietet es sich an auf der Schweizer Seite des Bodensees zurück zu fahren.
Denn da liegt noch ein Spot, den ich auch schon eine Weile auf der Liste habe. Im Rheindelta muss es einen interessanten Solitärbaum geben, den ich ausgemacht habe. Auch hierzu hatte ich schon alle Informationen im Kopf gespeichert. So war der Parkplatz schnell gefunden und es ging zu Fuß am Altenrhein hinaus Richtung Seeufer. Eine tolle Naturschlandschaft.
Ich dachte zuerst früh dran zu sein doch der Weg zog sich und am Uferweg musste ich immer wieder anhalten, um noch eine Aufnahme dieser Stimmung zu machen. So hatte ich dann gerade noch genügend Zeit, mir einen schönen Platz für den Sonnenuntergang zu suchen. Schön, wie man bei solchen Gelegenheiten auch immer wieder einen Smalltalk mit anderen Fotografen hat. Doch jetzt wurde ich langsam müde und die Knochen machten sich auch bemerkbar – so ganz spurlos ist der Sturz dann doch nicht an mir vorbei gegangen.
Trotzdem: Das sind die Tage, die man mit einer besonderen Zufriedenheit beendet und gerne lange in Erinnerung behält. Und das nächste Ziel ist gefunden – man müsste mal Richtung Winter zum Sonnenaufgang an diesem Solitärbaum sein…
Für Nachmacher…
Falls ihr auch mal den tollen Fall besuchen möchtet hier ein paar Infos: Parken am besten bei 47.502027,9.794121 (Google Maps Koordinaten). Da ist eine Bushaltestelle und eine Bucht für zwei bis drei Fahrzeuge. Von dort fünf Minuten die Straße bergauf und dann auf dem Schotterweg hinauf Richtung Wirtatobel. Wo sich der Weg zweigt, den linken Weg nehmen (nicht Richtung Stollen). Nach ca. 1,5 Kilometer kommt eine Brücke die über den Rickenbach führt. Dort rechts durch das Gebüsch zum Fall (Google-Maps Koordinaten: 47.509853,9.801058).
Cooler Artikel, den Wasserfall hatte ich auch schon vor der Linse 🙂
Hier habe ich eine Karte mit Wasserfällen um den Bodensee, kann dir sicherlich weiterhelfen bei der Suche: http://the-phlog.com/waterfall-location-map-southern-germany/
Grüße
Christian
Danke, Christian – kenne deine Karte und deine Bilder wir „kennen“ uns ja aus dem DSLR-Forum 😉
Achso ok! 😀