In letzter Zeit versteht man Adobe immer weniger… Irgendwie versuchen Sie Ihre so etablierte Software mehr der Allgemeinheit anzupassen und irgendwie geht ein Schuss nach dem anderen nach hinten los…
Besonders ärgerlich: Das letzte Update von Adobe Lightroom 6. Vor allem der neue Import-Dialog sorgt ringsum für Verärgerung. Angeblich hat Adobe eine Umfrage gemacht, nach der viele (Amateure) den Import nicht verstehen. Ja, er war etwas technisch. Aber wenn man ihn verstanden hat, dann konnte man wenigstens lesen, was man tut.
Erster Schock beim Import-Screen. Da werden mir Akt-Bilder aus dem Ordner „Eigene Bilder“ angezeigt. Zwar nur als Miniaturen aber ich möchte nicht wissen, welchen Eindruck es macht, wenn man gerade Bewerbungsbilder für jemand gemacht hat und dieser Kunde daneben den Import-Bildschirm sieht.
Abgesehen davon, dass dies ein zusätzlicher Schritt ist, die Quelle auszuwählen, aus der man Bilder importieren möchte, sucht man vergeblich verschiedene Einstellungen, die man im alten Import-Dialog vornehmen konnte.
O.k. Für den überflüssigen und ggf. geschäftsschädigenden Startbildschirm gibt es eine Lösung: Unter Bearbeiten > Voreinstellungen den Haken bei „Bildschirm Fotos hinzufügen anzeigen“ weg nehmen. Dann kommt ein etwas übersichtlicher Import-Dialog.
Allerdings: Manche Informationen und Funktionen, die man vom alten Import-Dialog kannte, fehlen trotzdem.
Bei Adobe laufen zumindest in den Foren die Drähte heiß. Ich habe bis jetzt noch keinen einzigen positiven Post zu dieser Aktualisierung gelesen.
Folgendes funktioniert trotzdem nicht mehr:
- keine Lupenansicht im Import
- Duplikate können nicht mehr importiert werden
- Der Dateiname wird jetzt nur nach als Tooltip beim Mouse-over angezeigt
- Vorschau für den Zielordner ist verschwunden
- Vorschau für den künftigen Dateinamen beim Umbennen ist verschwunden
- und mehr….
Was Adobe vielleicht übersieht: Kunden kaufen die Software nicht unbedingt, weil sie besonders intuitiv zu bedienen ist. Sie kaufen Sie oft, weil professionelle Anwender sie verwenden. Bestes Beispiel ist Adobe Photoshop. Das Programm war noch nie sehr gut zu verstehen und intuitiv zu bedienen. Trotzdem haben (vor allem Profis) Photoshop als Software zur Bildbearbeitung verwendet. Eben wegen der Möglichkeiten. Und viele Amateure kauften dann auch Photoshop, weil die Profis damit so tolle Sachen machten.
In der letzten Zeit „vergrault“ Adobe mehr und mehr die Profis, um sich stärker auf die Amateure auszurichten. Der Schuss, könnte schnell nach hinten los gehen…..
Update 16.10.2015
Am 12.10.2015 gab es eine Entschuldigung von Adobe – aber primär eigentlich dafür, dass die erste Update-Version so buggy war, dass es wohl zahlreiche Abstürze gab. Diese Version ist wohl an mir vorüber gegangen, da ich kein CC (Abo) habe.
Aus den Stellungnahmen von Adobe kann man eigentlich eines zwischen den Zeilen heraus lesen: Die Intention von Adobe ist es stärker den Cunsomer-Markt (Amateure) zu bedienen. Profis verwenden Regler, tippen auch einmal etwas ein und erwarten nicht ein automatisches Verarbeiten der RAW-Daten. Dazu passt diese Personen-Erkennung in Adobe Lightroom, die von Photoshop Elements übernommen wurde. Für mich, als Profi, sind Namen nicht relevant. Ein Kunde hat eine Auftragsnummer für ein Shooting.
Alternativen
Unter diesem Gesichtspunkt ist es vielleicht nicht verkehrt, sich einmal nach Alternativen umzusehen. Die Einteilung der Käufer in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft durch Adobe (CC und Standard-Version) hat mich sowieso ziemlich geärgert. Nur die CC Abonennten erhalten Produktverbesserungen. Der Standard-Käufer erhält nur Kamera- und Objektiv-Updates. Es scheint bei Adobe nur noch darum zu gehen, möglichst viel Kasse zu machen. Die Interessen der Profis hat man vollkommen aus den Augen verloren.
Als einer der besten RAW-Konverter gilt Capture One. Ursprünglich für die Mittelformat-Kamera Phase One entwickelt, hat sich diese Applikation zu einer echten Alternative zu Adobe Lightroom entwickelt. Es gibt ebenso Kataloge in denen die Bilder mit Stichwörtern, Bewertung und Farbmarkierung organisiert werden können. Der RAW-Konverter soll sogar wesentlich besser sein, als Adobe Camera RAW. Bestehende Lightroom-Kataloge können importiert werden. Ein Abo-Model wie bei Adobe gibt es nicht.
Jedenfalls habe ich jetzt mal die 30 Tage Testversion installiert und werde mir Capture One genauer ansehen…
Update 20.10.2015
Der Aufschrei hat Wirkung gezeigt… Adobe möchte mit dem nächsten Release (Update) den alten Import-Dialog wieder herstellen – mal sehen, wann dieses Update kommt… Siehe auch hier.
Update 18.11.2015
Eigentlich wollte Adobe nach einer Woche ein Update bereitstellen. Es hat jetzt doch vier Wochen gedauert – aber jetzt ist der alte Import-Dialog wieder da. Mal sehen, was so noch an Verschlimmbesserungen durch Adobe folgt. Für Adobe Photoshop soll wohl der Filter „Ölfarbe“ demnächst wieder kommen. Da war ja auch ein großer Aufschrei, als der entfernt wurde.
Ich habe das Update aus Zeitgründen noch nicht getestet. Obwohl ich Amateur bin, liest sich alles was ich darüber weiß so, als ob ich mich auch ärgern werde.
Ich glaube aber nicht, dass Adobe den eingeschlagenen Kurs grundsätzlich ändern wird. Denn ich vermute mal, dass die Amateure aufgrund der Menge eine sehr sehr interessante Zielgruppe sind. Und jede Firma wird sich an der Zielgruppe ausrichten, die den meisten Umsatz verspricht.