Lichtmalen – Landscape Lightpainting

Als ich das erste Mal Bilder von Harold Ross sah, war ich doch etwas irritiert. Die Bilder wirkten wie gemalt. Die Aufnahmen waren bei Dunkelheit gemacht – so viel stand fest. Offensichtlich ausgeleuchtet mit einer Lampe. Ich recherchierte weiter und entdeckte noch das eine oder andere Video von Harold Ross und seinen Blog, in dem er auch etwas über die verwendeten Beleuchtungsmittel geschrieben hat. „Lichtmalen“ könnte man zu dieser Technik wohl sagen.

In der Fotografie dreht es sich immer wieder ums Licht. Hartes Licht, weiches Licht, Schatten, Rembrandt Licht usw. Im Idealfall leuchtet die Sonne die Szenerie so aus, dass der Blick des Betrachters gelenkt wird. Zum einen leuchtet die Sonne nicht immer wie gewünscht und an manchen Stellen leuchtet sie überhaupt nie (eine enge Schlucht z.B.). Außerdem hat diese Aufnahmetechnik (für das Licht selbst zu sorgen) noch einen ganz anderen Vorteil: Macht man ein Landschaftsbild, welches das Objekte im Abstand von 5 Meter, 10 Meter und 20 Meter Entfernung scharf abbildet, hat man unweigerlich eine Tiefenschärfe bis Richtung unendlich. Es gibt schöne Spots, die leider einen unschönen Hintergrund haben. Seien es Strommasten, wildes Gebüsch oder anderes. Dadurch, dass sich der Rest der Landschaft in der Dunkelheit verläuft, kann der unschöne Teil leicht ausgeblendet werden.

Alter Friedhof
Alter Friedhof

Für diese Art Aufnahmen braucht es nicht sehr viel: Mit einer leistungsstarken LED Taschenlampe oder (und) einem Aufsteckblitz kann man schon viel machen.

In einem Video von Harold Ross, ein Ausschnitt aus einem Workshop, hatte ich auch gesehen, dass er akkubetriebene Videoleuchten verwendet. Harold Ross hat auf seiner Internetseite die Olight M10 Maverick empfohlen. Eine kleine LED Taschenlampe mit einer Leuchtkraft von bis zu 350 Lumen. Mit etwa 50 Euro ist der Preis auch noch moderat für eine gute LED Taschenlampe, die man einfach oft gebrauchen kann. Mittlerweile ist die Lampe ein fester Bestandsteil in meinem Fotorucksack.

Meine ersten Versuche machte ich dann mit dieser Lampe. Wichtig, bei jeder Art Lichtquelle, ist die Farbtemperatur. Oft haben LED-Taschenlampen ein sehr kaltes Licht und täuschen dadurch Helligkeit vor. 5000 – 5500 Kelvin wäre sehr tageslichtähnlich. Die Olight M10 hat ein warmweißes Licht, das sehr neutral erscheint. Der Hersteller macht leider keine genauen Angaben zur Farbtemperatur. Die Olight M10 kann man auch gut für kleine Objekte zu Hause nehmen. So kann man ein Stilleben aufbauen, abends das Licht ausmachen und dieses wunderschön ausleuchten.

Aus den Informationen, die Harold Ross bereitstellte, konnte ich schon viele Tipps entnehmen. Wäre er nicht so weit weg (USA) würde ich mir aber glatt überlegen, einen Workshop bei ihm zu besuchen. Man kann versuchen, diese Art Bilder in einer Aufnahme zu machen. In der Regel tut man sich aber leichter, dies in mehreren Aufnahmen zu machen. Dabei kann man bestimmte Stellen unterschiedlich und nacheinander ausleuchten. Später kombiniert man die Aufnahmen in einem Bildbearbeitungsprogramm und kann sich die Lichter raussuchen, die einem gefallen.

Hödinger Tobel
Hödinger Tobel

Ich habe mir dann noch eine Videoleuchte von Yongnuo, die YN-160S angeschafft. Sie wird mit einem Akku betrieben und die Lichtleistung ist stufenlos regelbar. Mit einem Blitz kann man auch losgelöst blitzen. Diesen löst man einfach manuell aus. Die Belichtungszeit wähle ich in der Regel so bei 30 sec. Da habe ich genügend Zeit zum Ausleuchten. Die Kamera kommt auf ein Stativ. Wichtig ist, alles auf manuell zu stellen – auch den Autofokus. Am besten ist man am Spot vor Einbruch der Dunkelheit und kann noch den Autofokus für die Einstellung verwenden. Das Thema möchte ich auf jeden Fall weiter verfolgen. Für größere Bereiche als eine weitere Entwicklung wäre die Fenix TK75 eine tolle Anschaffung. Aber jetzt versuche ich erst mal mit dem bestehenden Equipment das bestmögliche zu machen. Ich weiß, ich bin noch in den Anfängen – aber es macht Spaß und man lernt mit jedem Bild etwas dazu.

Schreibt doch mal was, wenn ihr auch so etwas versucht habt!

Planung

Sei mind. Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit am Spot. Am besten kurz vor Sonnenuntergang. Dunkle Kleidung anlegen. Reflexstreifen ggf. mit schwarzem Gaffer Tape abdecken. Für Motive mit Wasser oder Bäumen einen windstillen Abend wählen ggf. mit Mondlicht. Wähle einen Spot mit wenig Fremdlicht.

Vorbereitung

Alles aufbauen: Kamera auf Stativ, Bildausschnitt wählen, Fokussieren, Autofokus ausschalten. Eine Aufnahme in der fortgeschrittenen Dämmerung (kann vielleicht später als Hintergrund verwendet werden. Die Bewegungen üben: Einen „Trockenlauf“ machen, damit man weiß, wie lange man für das Ausleuchten der Szenerie benötigt. Beachte dass du die Landschaft mit Licht anmalst – nicht die Lichtquelle ist das Motiv! Hindernisse beachten und einprägen (Nachts sind alle Katzen grau!).

Kamera auf das Stativ. Fokussieren und danach Autofokus ausschalten. Interne Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung ausschalten. Reflexstreifen an Schuhen/Kleidung mit schwarzem Gaffertape abkleben.

Am Litzelsee
Am Litzelsee

Durchführung

Eine Aufnahme in der späten Dämmerung kann später für die Ausleuchtung des Hintergrundes verwendet werden.

Belichtungszeit 5 – 30 sec. oder Bulb Modus. Mittlere Blende, ISO 100 – 200. Auslösen mit Selbstauslöser oder Kabelauslöser. Landschaft beleuchten. Lichtquelle gleichmäßig bewegen, nicht an einer Stelle verharren. Flaches Licht vermeiden, vor allem aus Richtung der Kamera. Stattdessen in einem Winkel beleuchten, um Konturen herauszuarbeiten. Beleuchten des Hintergrundes kann helfen, die Kontur des Objekts herauszuarbeiten. Wenn du eine Pause oder Unterbrechung brauchst, Lichtquelle ausschalten.

Verarbeitung

Bei mehreren Aufnahmen: Ein Referenzbild in Lightroom entwickeln (Objektivkorrektur, schärfen, ausrichten (drehen) und Ausschnitt wählen. Entwicklungseinstellungen kopieren und auf alle Aufnahmen übernehmen. In Adobe PS oder Gimp öffnen und als Ebenen übereinander legen. Ebenenmodus „Aufhellen“. Ungewünschtes maskieren.

Weitere Quellen:
Mein Video zum Thema auf Youtube

Video von Harold Ross

Beispiel von Ralph Oechsle auf Youtube

 

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