Die letzten Abende (und Morgen) hatten es die Götter mal wieder recht gut mit mir gemeint und sendeten schöne Wolken mit einigen besonderen Stimmungen. Als ich wieder so mit meiner Kamera auf dem Stativ am Bodensee stand fiel mir auf, dass mich der eigentliche Sonnenaufgang bzw. -untergang überhaupt nicht mehr so stark interessiert. Vielleicht habe ich diesen jetzt auch schon zu oft abgelichtet. Jedenfalls: als viel spannender empfinde ich die Momente vor dem Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang. Wenn die Sonne noch oder schon so tief steht, dass sie die Wolken von unten beleuchtet. Diese Momente erzeugen ganz besondere Bilder. Aus diesem Grund mag ich wolkenlose Tage aus fotografischer Sicht überhaupt nicht mehr leiden. Ohne Wolken würden diese Lichtstrahlen, die in diesen Momenten über den Himmel gleiten, fast unsichtbar bleiben. Erst die Wolken am Himmel geben diese Farben wieder, die diese Lichtstrahlen senden. Das ist dann wirklich ein spannender Moment.
Was ich dabei auch realisiert habe: Es ist wesentlich stressfreier. Während der Moment, in dem die Sonne hinter dem Horizont versinkt oder gerade auftaucht, nur ein bis zwei Minuten dauert, hat man in der Dämmerung geradezu alle Zeit der Welt. Die Stimmung ändert sich – aber doch relativ langsam.
Im Frühjahr, Spätsommer oder Herbst hat man an einem See noch besondere Stimmungen: Dann liegt zudem oft ein leichter (oder weniger leichter) Nebel über der Wasseroberfläche der sich mit dem Sonnenaufgang lichtet. Manchmal ist es auch gerade umgekehrt: Mit der aufgehenden Sonne in der Dämmerung am Morgen bildet sich ein leichter Wasserdampf über der Wasseroberfläche.
Sicher, jetzt wo es auf den Sommer zugeht, fällt es zunehmend schwer, die Dämmerung am Morgen einzufangen. Da muss man teilweise schon um vier Uhr morgens aufstehen und sich auf den Weg machen. Als Belohnung gibt es jedoch ganz besondere Bilder und eine absolute Ruhe.
Ein Tipp: Oft wird gesagt, dass der Polfilter keine Wirkung hat, wenn man gegen die Sonne fotografiert. Das ist richtig – in Bezug auf den Himmel. Der Polfilter kann aber gerade bei der Landschaftsfotografie am Wasser noch auf ganz andere Weise das Ergebnis beeinflussen. In meinem Workshops zeige ich wie das geht.
Wenn man im Herbst / Winter am Wasser unterwegs ist, schlägt sich gerade in der Dämmerung am Morgen gerne Feuchtigkeit auf der Linse nieder. Ein Optiktuch zum abwischen sollte also griffbereit sein.
Wenn ich tagsüber unterwegs bin, betrachte ich auch manche Orte in Hinblick auf die Dämmerung. Oft kann es auch interessant sein, gerade umgekehrt zu sehen. Also z.B. ein Baum oder Feld, das vom ersten Morgenlicht oder vom letzten Abendlicht noch einmal schön angeleuchtet wird. Hier muss man auf den eigenen Schatten achten, den man wirft.
Ich hoffe euch eine Anregung gegeben zu haben, mal auf die Dämmerung zu achten. Dazu wünsche ich euch ein paar schöne Wolken am Himmel.