Adobe RGB oder sRGB

In meinen Workshops zu Adobe Lightroom kommt von versierten Teilnehmern gerne die Frage nach dem richtigen Farbraum.

In der Kamera stehen die Farbprofile sRGB und Adobe RGB zur Auswahl. Wer immer in RAW fotografiert, für den ist das ausgewählte Farbprofil nicht so relevant. RAW Daten enthalten überhaupt kein Farbprofil – RAW Dateien enthalten wesentlich mehr Farben, als die Farbräume sRGB und Adobe RGB abbilden können. Relevant ist das Farbprofil beim Export in das Format JPEG oder TIFF.

Adobe RGB - Quelle Wikimedia
Adobe RGB – Quelle Wikimedia

Trotzdem kann es passieren, dass die Farbdarstellung am Bildschirm durch die Kameraeinstellung beeinflusst wird. Das liegt daran, dass das in der Kamera gewählte Farbprofil ggf. in den Exif-Daten geschrieben wird und die Software am Computer (z.B. Adobe Lightroom) diese Exif-Daten ausliest und das gewählte Farbprofil am Bildschirm interpretiert. Das ändert aber immer noch nichts daran, dass die RAW Daten selbst kein Farbprofil enthalten. Diese Interpretation ist von Kamerahersteller zu Kamerahersteller unterschiedlich. Bei Canon z.B. wird man in Lightroom keine unterschiedliche Darstellung der Farben feststellen. Anders sieht es bei Sony aus – hier wird man einen Unterschied in Adobe Lightroom feststellen. Adobe Lightroom arbeitet intern mit dem Farbraum MelissaRGB (welcher exakt dem Farbraum ProPhoto RGB entspricht). Dieser bildet mehr Farben ab, als sRGB oder Adobe RGB.

sRGB steht für Standard-RGB. Das ist der übliche Farbraum, der an Bildschirmen verwendet wird. Adobe RGB ist ein von Adobe definierter Farbraum, der vor allem im Grün-Bereich mehr Farben enthält, als der sRGB Farbraum. Theoretisch könnte man also mit einem Foto, das man in Adobe RGB als JPEG speichert mehr Farben abbilden. Praktisch kann dies jedoch auch zum Nachteil sein. Betrachtet man ein solches Bild im Internet Explorer, sehen die Farben ziemlich blass aus und man wundert sich über die schlechtere Darstellung. Das gleiche kann passieren, wenn man das Foto dann bei einem Dienstleister belichten lässt, der nur sRGB unterstützt.

Adobe RGB macht also nur Sinn, wenn der Workflow durchgehend passt. Z.B. ermöglicht der Dienstleister Saal Digital, dass man Bilder im Farbraum sRGB, Adobe RGB oder ProPhoto RGB zusendet. Die Empfehlung ist jedoch sRGB zu verwenden. Günstige Dienstleister, wie die Drogerie um die Ecke, werden diese Auswahl in der Regel nicht anbieten. Dann wird das Ergebnis schlechter sein, wenn das Bild im „falschen“ Farbraum bearbeitet und gespeichert wurde.

Dieses Bild wurde im Farbraum sRGB bearbeitet und gespeichert
Dieses Bild wurde im Farbraum sRGB bearbeitet und gespeichert
Dieses Bild wurde im Farbraum Adobe RGB bearbeitet und gespeichert.
Dieses Bild wurde im Farbraum Adobe RGB bearbeitet und gespeichert.

Wie man an dem Beispiel oben sieht, wirkt das Bild, das ich in Adobe RGB bearbeitet habe, wesentlich flauer am Bildschirm.

Möchte man unbedingt den etwas größeren Farbraum Adobe RGB verwenden, sollte man auch darauf achten, dass der Bildschirm diesen Farbraum darstellen kann. Und der Bildschirm sollte natürlich entsprechend kalibriert werden. Sicherer und einfacher zu handhaben ist sRGB – den Unterschied wird man in der Praxis kaum sehen.

6 Gedanken zu „Adobe RGB oder sRGB“

  1. Hallo, mit ist gerade aufgefallen, dass bei neueren Browsern mit Farbmanagement kein Unterschied zwischen den Fotos zu sehen ist. (Abgesehen von der etwas anderen Quantisierung der Farben.) Vielleicht können Sie den Artikel aktualisieren, um Irritationen vorzubeugen.

    Antworten
    • Vielen Dank für den Hinweis. Das Farbmanagement betrifft aber nicht nur Browser sondern auch Betriebssysteme und andere Programme. Ich arbeite z.B. mit Windows 10 und in der Windows Fotoanzeige eine vollkommen andere Farbdarstellung als z.B. in Photoshop – trotz kalibriertem Monitor.

      Antworten
      • Ich arbeite auch mit Windows 10 und mit kalibrieter Eizo-Monitoren. Ich sehe auch keinen Unterschied bei den Bildern. Adobe vielleicht ein wenig kräftiger beim Sonnenuntergang (kann aber auch Einbildung sein oder die Schriebtischlampe mischt mit); wenn es Unterschiede gibt, sind sie ausgeprochen minimal.

        Interessant, wie unterschiedlich die Bilder bei verschiedenen Betrachtern erscheinen.

        Antworten
  2. Endlich sehe ich klar. Ernsthaft, danke für die Erklärung.
    Ich brauche gerade einen neuen Monitor und mich haben
    ein paar Dinge vor Rätsel gestellt. Dieses Problem kann ich
    nun schon einmal abhaken 🙂

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Kerstin Antworten abbrechen