Jaaa – da sehen wir das Bild – ein absoluter Top-Schuss. Man – hat dieser Fotograf Glück gehabt und genau im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt….
Falsch – bzw. nicht ganz richtig. Es war sicher etwas Glück dabei. Aber: Hauptsächlich war es Planung, Ahnung und Wissen. In Flickr, 500px, auf Facebook oder auch im Magazin sehen wir als Betrachter nur das eine Bild. Eben dieses Top-Bild. Was wir nicht sehen, sind die 50 Bilder davor und die 50 Bilder die danach gemacht wurden.
Was ich damit sagen möchte: Solche Bilder entstehen nicht mit einem Klick auf den Auslöser. Wichtig ist: Die Situation zu erkennen. Zu ahnen, dass da ein Top-Bild enstehen könnte. Aus der Erfahrung (Wissen) weiß der Fotograf dann auch wann der Moment sein könnte. Und drückt genau dann auf den Auslöser.
Auch zum Wissen gehört die Planung. Den Wetterbericht richtig „lesen“ (interpretieren), die Situation erkennen und dann entsprechend zu handeln.
Ich möchte eben dazu ein paar Beispielbilder zeigen und die Geschichte dazu erzählen, damit man das besser versteht. Ende März dieses Jahres war so eine Situation mit Gewitter. Um diese Jahreszeit wechseln sich Gewitter auch schnell wieder mit Sonnenschein ab. Aber die grundsätzliche Wetterlage ist klar. Also fuhr ich direkt nach Meersburg wo man an dem Anleger der Fähre einen guten Blick auch Richtung Sonnenuntergang hat. Wartend auf die besondere Lichtstimmung drehte ich mich um und sah in meinem Rücken diese Stimmung mit den Regenbogen. Ich positionierte die Kamera mit Stativ neu. Nun machte ich viele Aufnahmen. Denn mir ging es auch darum, die Wellen, die an die Mauer klatschten, gut einzufangen. Mit der Zeit lernt man das Wasser zu lesen. Weiß, wann eine besondere Welle kommt. Dann probiert man auch noch Querformat. Letztendlich sind es viele Aufnahmen, aus denen man dann eine auswählt.
Klar, bei solchen Aufnahmen wie der oben geht es etwas gemütlicher zu. Trotzdem: Auch hier war ich auf dem Gipfel des Hohen Kasten, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Meine grösste Sorge war eigentlich, dass die Nebeldecke nicht weiter ansteigt. Dann beobachtete ich, wie der Nebel so langsam ins Rheintal hinunter floss. Sogleich machte ich einen Graufilter auf die Kamera – der Rest war experimentieren mit der Belichtungszeit und zusätzlichen Grauverlaufsfiltern.
Das Bild oben ist auch wieder so eines aus Wissen, Ahnung und Erfahrung…. Mir war bekannt, dass an diesem Gewässer gerne Bachstelzen nisten. Naturfotografen verbringen z.T. Wochen damit, um solche Reviere und Vögel zu entdecken… Dann entdeckte ich diese Bachstelze, die immer wieder ein Nest nahe am Wasser anflog. Offensichtlich hatte sie Junge zu versorgen. Der Bewegungsablauf ist dann eigentlich immer der gleiche. Dann muss man nur Ruhe bewahren, ausharren und abwarten.
Deshalb mein Tipp zum Schluss: Das Fotografieren vom Stativ entschleunigt. Wartet den Moment ab – macht mehrere Aufnahmen und wählt dann die Beste aus. Top-Bilder entstehen in der Regel nicht aus einer Aufnahme!