Papier ist Emotion

Wie Ihr vielleicht gelesen habt, bin auch ich vor kurzem unter die FineArt Printer gegangen… Ich habe ja so einige Wände. In der Vergangenheit habe ich oft Bilder als Leinwand (Keilrahmen) oder auf Forex bei den üblichen Anbietern in Auftrag gegeben. Doch als ausgebildeter Druck- und Medienvorlagenhersteller hat man natürlich einen sehr persönlichen und emotionalen Bezug zu Papier.

Die ersten Drucke mit dem Epson SC P-600
Die ersten Drucke mit dem Epson SC P-600

Papier ist nicht gleich Papier

Die Basis eines jeden Papiers ist Cellulose – das ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden. Klassisch wird für die Papierherstellung Holz verwendet weil Holz 40 – 50% Cellulose enthält. Bei der Papierherstellung wird viel Wasser und auch Chemie eingesetzt da die Cellulose von den anderen Begleitstoffen getrennt werden muss. Diesen Prozess nennt man aufschließen. Unter Druck werden die zerkleinerten Holzstückchen mit einer bestimmten Chemie gekocht. Die so gewonnen Cellulosemasse ist braun. Mit Hilfe weiterer Chemikalien wird diese Masse gebleicht.

Für hochwertige Papiere, wie sie für FineArt Prints verwendet werden, wird jedoch weniger Cellulose aus Holz verwendet. Baumwolle oder Bambus sind z.B. Lieferanten einer besonders hochwertigen Cellulose. Unsere Euro-Banknoten sind z.B. auf Papier aus Baumwollfasern gedruckt – daher überleben sie auch in der Waschmaschine.

Weiße Papiere erhalten dann noch zusätzliche Weißmacher (optische Aufheller). Der Nachteil an diesen ist, dass diese Weißmacher nicht unbedingt langlebig sind – d.h. das Papier vergilbt mit der Zeit.

Bei Papier, das für FineArt Prints verwendet wird, versuchen die Papierhersteller daher weitgehend auf diese optischen Aufheller zu verzichten.

Der Cellulose-Brei kommt bei der Papierherstellung auf ein Sieb. Heute sind das große Maschinen, die fortlaufend laufen – sogenannte Langsiebpapiermaschinen. Kurz beschrieben tropft das Wasser ab, und das Papier läuft durch verschiedene Walzen. Dadurch werden die Dicke und die Glättung gesteuert.

Bei Papieren mit echtem Büttenrand wird das Papier auf dem Sieb handgeschöpft. D.h. man fährt mit dem Sieb in den Cellulose-Brei und hebt nun das Sieb nach oben. Heute wird dies mit sogenannten Rundsiebmaschinen erreicht. Nur so hergestellte Papiere dürfen die Bezeichnung „Echt Büten“ tragen. Bei einem Papier mit (echtem) Wasserzeichen befindet sich das Wasserzeichen auf dem Sieb.

Ein schöner Rahmen mit Passepartout ist dann das i-Tüpfelchen für ein schönes Papier
Ein schöner Rahmen mit Passepartout ist dann das i-Tüpfelchen für ein schönes Papier

Was ist nun FineArt Papier

Der Begriff „FineArt Papier“ ist kein geschützter Begriff. Theoretisch könnte ein Hersteller billigstes Laserdruckerpapier als FineArt Papier verkaufen. Doch die Hersteller bezeichnen FineArt Papier als ein hochwertiges Papier, das speziell für den Druck mit Fotodruckern entwickelt wurde. Oft wird für diese Papiere die Cellulose verwendet, die aus Baumwolle oder Bambus gewonnen wurde. Wie auch oben geschrieben, versuchen die Hersteller bei diesen Papieren die optischen Aufheller gering zu halten. Denn das Ziel ist ein Papier herzustellen, das für langlebige Drucke (ca. 100 Jahre) geeignet ist.

Der FineArt Print erfolgt heute mit Tintenstrahldruckern. Hierzu muss das Papier noch speziell aufbereitet werden. Die Papiere erhalten eine spezielle Inkjet-Aufnahmeschicht. Bei matten Papieren ist dies ein poröse Beschichtung – ein Gemisch aus Kieselsäure. Bei Glanz-Papieren eine quellbare Beschichtung.

Die Firma Hahnemühle war eines der ersten Unternehmen, die Papiere für diesen Zweck als erste so beschichtete.

Die Hersteller

Nachdem das Thema FineArt Print zunehmend im Amateur-Bereich populär wird, drängen weitere Hersteller auf den Markt. Doch nicht jede Marke ist auch Hersteller. Oft handelt es sich um Firmen, die Papiere eines Herstellers einkaufen und unter eigenem Namen konfektionieren. Epson z.B. wird kaum wirklich eigene Papiere herstellen. Ilford ist auch nur noch eine Marke – das Werk in der Schweiz wurde 2014 geschlossen.

Ein Klassiker ist und bleibt Hahnemühle. Hahnemühle ist eine der wenigen Marken, die das Papier noch selbst herstellt und unter gleichem Namen vertreibt. Hier gibt es eine große Auswahl an FineArt Papier – matt, glänzend, texturiert, hauptsächlich aus Cellulose, die aus Baumwollfasern gewonnen wurde.

Hahnemühle ist wie der Porsche unter den Autos. Wer nach günstigeren aber qualitativ hochwertigen Alternativen sucht, bedient sich einer der vielen Marken.

Auf meiner Suche bin ich auf MediaJet gestossen. Die Firma Rauch Papiere ist bei mir fast in der Nachbarschaft. So nutzte ich einen Weg Richtung Stuttgart, um einmal bei der Firma Rauch vorbei zu schauen. Herr Scheithauser führte mich durch das Lager und die Konfektionierung der Papiere. Die Mediajet Papiere sind zum großen Teil aus Alpha Cellulose herstgestellt. Alpha Cellulose hat den höchsten Grad der Polymerisation und Stabilität. Baumwolle und Flachs haben den höchsten Anteil an Alpha-Cellulose.

Kundenwünsche

Bei „großen“ Herstellern wie Hahnemühle wird man kaum Ohren für kundenindividuelle Wünsche haben (außer man vertritt gerade das Deutsche Museum). Auf meine Frage nach dem Panorama-Format in Blattware, stellte mir die Firma Rauch spontan ein Musterpaket zusammen. Ich werde nun die nächste Zeit einige Papiere weiter testen und dann in einem weiteren Blog meine Ergebnisse weitergeben. So viel kann man schon sagen: Jedes Papier hat seinen eigenen Charakter und ist deshalb nicht unbedingt für jedes Motiv geeignet. Texturiertes Papier eignet sich z.B. schlechter in kleinen Formaten für Hauttöne. Der Charakter eines texturierten Papiers kommt am besten bei Landschaftsbildern in großen Formaten zur Geltung.

FineArt Panorama
FineArt Panorama auf Mediajet PhotoArt White Satin 270 g

An dieser Stelle komme ich wieder zum Titel des Blog-Beitrags: Jedes Bild transportiert Emotionen. Und diese können durch die richtige Wahl des Papieres unterstrichen werden. Teilweise hilft hier nur Testen und Erfahrung sammeln.

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