Vor gut einem halben Jahr entstand das Crowdfunding Projekt „Loupedeck„. Auf Basis eines Prototyps sammelten ein paar Jungs aus Finnland für ein Start-up. Die Idee war ein neues, speziell auf Adobe Lightroom zugeschnittenes, Bedienpanel auf den Markt zu bringen.
Für etwa 250 Euro konnte man das Projekt unterstützen und sich eines der ersten Exemplare sichern. Das Ziel des Crowdfunding wurde sehr schnell weit übertroffen und die Jungs konnten mit der echten Umsetzung starten. Dabei nahmen sie auch Ideen auf, die von den Unterstützern eingebracht wurden.
Mein vorrangiger Wunsch war, dass das Bedienpanel customizebar ist, also über eine Konfiguraton die Funktion einzelner Regler / Knöpfe angepasst werden kann.
Wozu überhaupt ein Bedienpanel?
Adobe Lightroom bietet sehr viele Möglichkeiten der Bildanpassung: Lichter/Tiefen, Schärfe, Transformation, Farbanpassungen, Vignette, lokale Anpassungen und einiges mehr. Diese Anpassungsmöglichkeiten findet man in Adobe Lightroom im rechten Bedienpanel. Aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten muss man sehr oft in der rechten Leiste scrollen, den Abschnitt (z.B. Schärfe) suchen und dann die Regler schieben. Das kostet Zeit und ist bei sehr vielen Bildern mühsam. Natürlich kann man mit Presets verschiedene Anpassungen auf viele Bilder übertragen. Trotzdem gehe ich noch einmal über jedes Bild und nehme leichte Korrekturen vor.
Aus diesem Grund gibt es schon seit längerem verschiedene Ansätze, Lightroom mit einem Bedienpanel mit Dreh- und/oder Schiebereglern zu bedienen. Hierfür gibt es u.a. die Applikation midi2lr mit der man Midi-Controller für die Bedienung von Adobe Lightroom verwenden kann. Beliebt ist z.B. das Behringer X-touch mini, mit dem ich es auch einmal versucht habe. In die ähnliche Richtung geht das Palette Gear. Hier kann man sich Dreh- und Schieberegler beliebig zusammenstellen.
Noch einmal zur Frage, warum ein Bedienpanel? Es lohnt sich vor allem für die, die sehr viele Bilder in Lightroom bearbeiten. Wenn wir Hochzeiten fotografieren, dann haben wir am Ende des Tages ca. 3.000 Aufnahmen aus denen etwa 600 ausgewählt und bearbeitet werden. Es lohnt sich meiner Meinung nicht für den Urlaubsfotografen – auch in der Landschaftsfotografie hat man eher nicht diese Mengen.
Erster Eindruck
Nach mehr als einem halben Jahr Wartezeit erhielt ich dann als Nummer 4xx mein Loupedeck Exemplar. Das Bedienpanel ist schön verpackt und es ist noch eine Tasche aus Filz dabei, in der es staubgeschützt untergebracht werden kann.
Bei Produkten aus den nordischen Ländern habe ich irgendwie eine Qualitätserwartung. Bang & Olufsen, Fjallräven, Volvo sind ein paar Marken, die man so kennt. Diese Erwartung wurde leicht enttäuscht. Der Kunststoff und die Bedienelemente dürften etwas wertiger sein. Insbesondere der große Drehregler wirkt etwas „schwabbelig“ (neigt sich etwas zur Seite, wenn man nicht mittig drauf drückt). Die „Klick-Regler“ dürften auch weicher sein.
Nach der Installation der Software öffnet sich ein Bildschirm, in dem man die Konfiguration der Regler ändern kann. Ich habe es aber vorerst bei der Vorbelegung belassen, die sich Loupedeck ausgedacht hat.
Auf die Tasten P1 bis P8 kann man Presets legen. Dann sind noch die Knöpfe C1 bis C3 konfigurierbar. C1 ist ein Drehregler mit Druckfunktion, C2 und C2 sind reine Druckschalter.
Die Anordnung der Regler und Funktionen erscheint mir angenehm. Viele der Drehregler sind klickbar, d.h. hier ist auch eine Funktion dahinter. Z.B. regelt man mit dem Regler Saturation die Sättigung. Mit Klick auf den Regler wird die Sättigung wieder auf Null zurückgestellt.
Zweiter Eindruck
Nach dem Bearbeiten der ersten Hochzeit bin ich sehr zufrieden mit dem Panel. Ich habe mich mit den wichtigen Reglern und Knöpfen schnell zurecht gefunden. Was ich mir noch wünschen würde, wäre eine Navigation mittels der Pfeiltasten wenn man im Zoom-Modus ist. Denn bei der Vorauswahl prüfe ich häufig die Schärfe auf den Augen. Das dies heute nicht funktioniert, ist kein Mangel von Loupedeck – es wird von Adobe nicht unterstützt. Loupedeck ist aber im Gespräch mit Adobe, um weitere Funktionen auf das Bedienpanel zu bringen.
Ganz ohne Maus geht es nicht. Man kann zwar die Funktion „Freistellen“ durch Klick auf den großen Drehregler aufrufen, aber dann muss eben die Maus bemüht werden, um eine Ecke zu fassen. Das Rotieren funktioniert sehr gut mit dem großen Drehregler.
Der Preis
Loupedeck wird jetzt für etwa 360 Euro im Handel angeboten. So bin ich noch recht günstig an das Panel gekommen. Einfache Midi-Controller, wie der oben genannte von Behringer, liegen bei ca. 100 Euro. Das Palette Gear in der Professional Version (bei enjoyyourcamera) mit etwa 14 Reglern bzw. Drehknöpfen kostet ca. 600 Euro. So gesehen liegt das Loupedeck preislich in der Mitte. Für meinen Einsatzzweck verwende ich es gerne und finde es seinen Preis wert. Es liegt mir wesentlich besser, als das Behringer Xtouch mini.
Die Software scheint noch ein paar Bugs zu haben. Aber es ist eben nicht, wie manche mutmassten, einfach midi2lr mit schöner Oberfläche.
Moin! Vielen Dank für den Artikel und herzliche Grüße aus Norderstedt!