Entfesselt blitzen – jetzt wird es spannend

Blitzen alle Teile

Normal steckt man den Aufsteckblitz in den Blitzschuh der Kamera und verwendet diesen direkt an der Kamera. In der Regel wird das Blitzlicht so immer aus der Aufnahmerichtung kommen. Natürlich kann man es noch bouncen (über die Decke oder eine Wand umlenken). Aber dadurch verliert man natürlich Leistung und nicht jede Decke oder Wand ist farblich dafür geeignet. Ein frontales Licht wird das Objekt (die Person) sehr flach ausleuchten.

Interessant wird es, wenn man den Blitz von der Kamera löst. Dies wird entfesseltes Blitzen genannt. Die Frage ist nun, wie bekommt der Blitz die Information, dass er im richtigen Moment auslösen soll. Und: Kann hier auch die Blitzbelichtungsmessung verwendet werden? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich im heutigen Blog-Beitrag beschreiben möchte. Denn vielen ist nicht klar, welche Unterschiede es gibt, wenn sie zum ersten Mal vom entfesselten Blitzen hören.

Blitzsynchronisationskabel

Die einfachste Variante ist ein Kabel. Dafür gibt es (in der Regel) an der Kamera und am Blitzgerät eine Blitzsynchronisationsbuchse. Sollte die Kamera keine solche Buchse haben, gibt es entsprechende Adapter, die man auf den Blitzschuh steckt und dann diese Buchse zur Verfügung stellen. So kann man locker ein Kabel in 5 Meter Länge verwenden und den Blitz irgendwo im Raum platzieren – z.B. auf ein Lichtstativ. Mit einem eTTL Kabel, das am Blitzschuh angeschlossen wird, kann auch die Blitzbelichtungsmessung (eTTL, iTTL) genützt werden.

Nun ist ein solches Kabel aber etwas hinderlich und es besteht immer die Gefahr, dass jemand über das Kabel stolpert und der Blitz, nach einem Aufprall, sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedet (ist mir auch schon passiert 🙂 ).

Fernauslösung mittels Fotozelle

Die einfachste Möglichkeit, ohne Kabel entfesselt zu blitzen, geht mit Hilfe einer Fotozelle, die sich an der Frontseite des Blitzgerätes befindet. Dabei reagiert der entfernte Blitz einfach auf einen Lichtimpuls (Blitz) und löst dann aus. Das Blitzgerät muss eine Fotozelle an der Frontseite haben, die das Blitzlicht eines anderen Blitzgerätes (z.B. eingebauter Blitz) registriert und dann stupide auslöst. Bei dieser Variante darf vom ersten Blitz (internen Blitz) kein Vorblitz ausgelöst werden, da dieser dann den entfernten Blitz auslösen würde und bei der eigentlichen Aufnahme (Millisekunden später) der entfernte Blitz nicht wieder bereit wäre.

Bei dieser Variante ist weder eTTL noch HSS möglich. Allerdings kann man dafür z.T. auf sehr günstige Blitzgeräte zurück greifen wie den Yongnuo 560, der für ca. 60 Euro zu haben ist. In der Tropfenfotografie (Highspeed-Fotografie) sind solche einfachen und günstigen Blitzgeräte sehr beliebt. Das Auslösen mittels Fotozelle funktioniert in der Regel nur über kurze Entfernungen und ist auch sehr stark abhängig vom Umgebungslicht.

Highspeed-Fotografie - Wassertropfen
Highspeed-Fotografie – Wassertropfen

Bei der Highspeed-Fotografie (hier Wassertropfen) verwendet man mehrere Blitzgeräte mit geringer Leistung. Durch die Leistungsverringerung verkürzt sich die Abbrennzeit. Damit die Blitzgeräte gleichzeitig auslösen, reicht der Slave-Modus mittels Fotozelle.

Master/Slave Canon

Canon Blitzgeräte verfügen nicht über die oben genannte Fotozelle. Bei neueren Canon Blitzgeräten kommunizieren die Blitzgeräte mittels Lichtsignalen (Wireless Slave), die vom Master-Blitz gesendet werden. Das Master-Blitzgerät kann bei (neueren) Canon Kameras auch der interne Blitz sein. Z.T. verstehen auch Blitzgeräte von Fremdherstellern diese Signale, wenn sie als Slave eingesetzt werden. Für ältere Kameras bzw. Blitzgeräte gibt es von Canon den sogenannten Transmitter. Allerdings ist dieses Teil nicht auf der Höhe der Zeit. Heute wird man dann eher zu Funkauslösern tendieren (s. unten).

Bei dieser Variante ist sowohl eTTL als auch HSS Blitzen möglich.

Allen zuvor genannten Master/Slave Methoden haftet als Nachteil an, dass eine Sichtverbindung zwischen dem sendenden und dem empfangenden Blitzgerät vorhanden sein muss und die Funktion vom Umgebungslicht abhängig ist. Canon z.B. gibt bei der 600D für das entfesselte Blitzen innen eine Reichweite von 10 Meter und außen von sieben Meter und einen Radius von 80 Grad an.

Und Nikon

Bei Nikon gibt es ein ähnliches (oder praktisch) gleiches System wie bei Canon nur da heißt es CLS (Creative Lightning System).

Auch hier ist HSS und i-TTL und die Übertragung von weiteren Informationen möglich.

Bei den zuletzt genannten Lösungen von Canon bzw. Nikon ist es wichtig, den richtigen Kanal zu wählen. Arbeitet man z.B. mit dem internen Blitz als Sender und einem entfernten Blitzgerät als Empfänger müssen beide auf dem Übertragungskanal A (oder 1 oder wie immer die Kanalbezeichnung ist) eingestellt sein. Dadurch soll z.B. sichergestellt werden, wenn mehrere Fotografen gleichzeitig mit unterschiedlichen Blitzgeräten entfesselt blitzen, sich nicht gegenseitig stören.

Entfesselt blitzen
Entfesselt blitzen

Funkauslöser

Die richtige Freiheit kommt mit Funkauslösern. Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Systeme. Bei dem Bild oben wurden von links vorne ein Systemblitz in einer Firefly Beauty Box und hinten ein einfacher Systemblitz eingesetzt. Beide wurden mit dem Yongnuo 622c ausgelöst.

Einfache Funkauslöser lösen nur über den Mittenkontakt den Blitz aus (z.B. Cactus). Diese sind z.B. für Pentax gut geeignet.

Aber es gibt auch Funkauslöser, die eTTL (bzw. i-TTL bei Nikon) fähig sind. Z.B. der Yongnuo 622c (für Canon) bzw. Yongnuo 622n (für Nikon), den ich benutze. Desweiteren gibt es noch die Pocket Wizards oder Pixel King Pro.

Die Vorteile von Funkauslösern sind die Reichweite und die Unabhängigkeit von Sichtverbindung und Umgebungslicht. Hier hat man also alle Freiheiten, entfesselt zu blitzen.

Und nun? Da wir nun wissen, wie wir entfesselt blitzen können, ist die Frage, was mir damit anfangen… Oben habe ich schon ein paar Beispielbilder gezeigt.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was man machen kann, möchte ich auf zwei interessante Seiten zum Strobisten-Blog verweisen:

Zum einen den Blog selbst: http://strobist.blogspot.de/2006/03/lighting-101.html

Und der Gruppe auf Flickr mit zahlreichen Beispielbilder: https://www.flickr.com/groups/strobist/

Zauberbuch - mit 2 Aufsteckblitzen und Selbstauslöser
Zauberbuch – mit 2 Aufsteckblitzen und Selbstauslöser

 

1 Gedanke zu „Entfesselt blitzen – jetzt wird es spannend“

  1. Hallo Thomas. Danke für den Informativen Artikel. Der Strobist Blog hat mir ebenfalls sehr geholfen und ist seit Jahren eine gute Anlaufstelle für alle Fotografen die Blitzen möchten.
    Zum Thema entfesselt Blitzen habe ich ebenfalls einen Artikel geschrieben, der Ihren Lesern sicherlich ebenfalls weiterhelfen kann, wenn diese Nach weiterführenden Informationen suchen. Der Artikel ist hier auf meinem Blog zu finden: https://martinkleinheinz.de/entfesselt-blitzen/
    Viele Grüße und eine besinnliche Weihnachtszeit!
    Martin Kleinheinz

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