Drei Tage im Wallis

Es gibt so Bilder, von denen träumen wohl viele Naturfotografen, die auch einmal selbst zu machen – auch wenn sie vielleicht etwas abgedroschen erscheinen. Dazu gehört das bekannte Bild vom Stellisee oberhalb von Zermatt, in dem sich (zumindest zeitweise) das Matterhorn spiegelt. Und wenn man schon einmal da ist, dann kann man natürlich noch auf das Bild mit der Milchstrasse über dem Matterhorn hoffen.

Eigentlich wollte ich das schon letztes Jahr Anfang August machen, aber der Bekannte, den ich gefragt hatte, hatte das Wochenende schon mit Familie verplant. Manche Touren möchte ich dann auch nicht gerne alleine machen.

In diesem Jahr war es dann so weit. Ich hatte wieder die Zeit um Anfang August gewählt. Zum einen sieht man da die Milchstrasse gut und zum anderen sollte man eigentlich auf etwas höhere Temperaturen hoffen können – immerhin liegt der Stellisee über 2.500 Meter…

Am Freitag ging es früh morgens Richtung Zermatt. Auch wenn ich fast an der Grenze zur Schweiz lebe, sind es von mir doch sechs Stunden Anreise. Das Auto parkte ich in Randa, da dort das Parkhaus nur halb so teuer ist, wie in Täsch. Von dort ging es per Bahn weiter in das autofreie Zermatt.

Wir suchten gleich den Weiterweg mit der Standseilbahn Sunnegga auf 2288 Meter und mit der Gondel zum Blauherd auf 2571 Meter. Mit den höheren Temperaturen war es dann leider nicht so 🙂 Da es noch Zeit bis zum Abend und das Wetter nicht besonders prickelnd war, verbrachten wir erst einmal fast zwei Stunden in der Gipfelstation. Etwas schauen was das Wetter macht und essen.

Die Standseilbahn bringt uns in wenigen Minuten auf über 2.000 Meter
Die Standseilbahn bringt uns in wenigen Minuten auf über 2.000 Meter

Ich hatte die Tage zuvor fast im Stundenrythmus den Wetterbericht studiert. Es war gerade eine kleine Kaltfront durchgezogen und auf deren Rückseite sollte sich langsam Hochdruckeinfluss durchsetzen. Ich überlegte schon, ob es nicht besser gewesen wäre, kurzfristig umzuplanen. Statt Freitag bis Sonntag die Tage Samstag bis Montag zu planen. Aber jetzt waren wir hier – jetzt konnte ich es auch nicht mehr ändern…

Immer wieder schoben neue Wolken aus Richtung Westen nach. Das gute Zeichen war, dass es Wind hatte. Wenn es Wind hat, dann kann sich das Wetter verändern.

In Zermatt ist das biwakieren verboten. Besonders streng wird es an der Hörnlihütte gehandhabt. Hier verdient die Gemeinde aber auch ordentlich (Übernachtung 150 Sfr.). Aus diesem Grund wollte ich das Zelt auch erst gegen Abend aufbauen. Fotografisch hatte es sich bis dahin kaum gelohnt.

Ein scheuer Blick aufs Matterhorn - mehr war am Abend nicht drin
Ein scheuer Blick aufs Matterhorn – mehr war am Abend nicht drin

Um 1 Uhr (nachts) klingelte dann der Wecker. Ein Blick aus dem Zelt… Die Wolken waren weitgehend weg – nur das Matterhorn lag noch in einem Wolkenknäuel. Also noch einmal kurz umdrehen 🙂 Nach einer halben Stunde war dann alles wolkenfrei. Meinen Begleiter wachrütteln, anziehen und raus in die Kälte. Und das war kalt!

Aber es war so, wie ich mir es gewünscht hatte. Kein störendes Mondlicht, ein wolkenfreier Blick aufs Matterhorn und der Stellisee im Vordergrund.

Die Milchstrasse über dem Matterhorn
Die Milchstrasse über dem Matterhorn

Nach 1 1/2 Stunden hatte ich genügend Aufnahmen gemacht. Und da es recht kalt war, verkroch ich mich gerne wieder in meinen Daunen-Schlafsack. Den Wecker stellte ich wieder auf fünf Uhr. Die Dämmerung war schon fortgeschritten, als der Wecker wieder klingelte. Anziehen und raus in die Kälte. Jetzt war die Kälte auch sichtbar. Eine Schicht Raureif lag über allem – den Rucksäcken, dem Zelt, dem Gras….

Matterhorn
Matterhorn

Gegen 6:15 Uhr war es so weit – die Spitze des Matterhorns leuchtete schön rot und vor uns lag weitgehend wellenfrei der Stellisee. Ein Traumbild….

Nachdem die Sonne auch unseren Platz erreicht hatte, wartete ich noch darauf, dass das Zelt etwas trocknete. Während ich so wartete, ein paar Blümchen fotografierte kamen plötzlich die Walliser Schwarznasenschafe samt Schäfer über die Bergkante. Und noch einmal ein Traumbild, das man nicht jeden Tag einfängt.

Walliser Schwarznasenschafe
Walliser Schwarznasenschafe vor dem Matterhorn

Danach konnte es an den Abstieg gehen. Diesmal jedoch nicht mit der Bahn, sondern zu Fuß…. Der Rucksack wog ca. 20 kg – auch wenn es überwiegend bergab ging – ein unangenehmes Gewicht. Unterwegs nahmen wir noch zwei andere Seen mit, aber weder Licht noch Stimmung waren vergleichbar mit dem, was wir zuvor am Stellisee erlebt hatten.

Nächstes Ziel

Von Zermatt ging es Richtung Grimsel- / Furkapass. Auch hier hatte ich mir noch ein paar Bildideen ausgedacht. Schwieriger war es, einen Platz für die Nacht zu finden. Mit einem Wohnmobil hätte man es leicht gehabt… Am Grimselpass ist das Zelten verboten – aus Naturschutzgründen. Ich würde dies gerne verstehen, doch angesichts unzähliger Staumauern aus Beton, Strassen und Seilbahnen hierfür, fällt es etwas schwer das Argument Naturschutz zu verstehen – für mich eine Farce….

Verständlich wäre es, wenn dies aus ökologischen Gründen so wäre. Aber dem ist nicht so – es sind rein wirtschaftliche Gründe. Die Schweizer kaufen sich nachts billigen Atomstrom, um das Wasser nach oben in die Speicher zu pumpen. Tagsüber, wenn der Spitzenbedarf ist, verkaufen sie diesen Strom teuer nach ganz Europa – wahrscheinlich noch als teurer Ökostrom, weil aus Wasserkraft gewonnen…. Ein perfides Spiel, mit dem die Atomkraft gefördert wird.

Eine Langzeitbelichtung mit Furkapass und Grimselpass
Eine Langzeitbelichtung mit Furkapass und Grimselpass

Nun gut – ich war zum fotografieren da… Ein Wunschbild war eine Langzeitbelichtung mit Furka- und Grimselpass. Noch am Tag hatte ich nach einer guten Stelle gesucht. Zur blauen Stunde war es dann so weit. Meine einzige Sorge war, dass genügend Autos die Pässe fahren. Und es hat gereicht, um ein paar schöne Lichtspuren einzufangen.

Man sieht auf dem Bild, dass es recht bewölkt und auch windig war. Für den nächsten Tag hatte ich mir ein schönes Alpenglühen gewünscht. Aber das Wetter muss man nehmen wie es ist. Also Zelt aufbauen, rein in den Schlafsack und hoffen, dass es am nächsten Morgen besser aussieht. Um fünf Uhr klingelte wieder der Wecker. Der Himmel war wolkenfrei und auch der Wind hatte sich gelegt. Also schnell das Zelt grob zusammenpacken und ins Auto legen. Dann ging es mit etwas leichterem, aber immer noch schweren, Rucksack wieder los.

Gerade rechtzeitig waren wir am Trübtensee. Rechts der Unteraargletscher und links der Oberaargletscher im Hintergrund.
Gerade rechtzeitig waren wir am Trübtensee. Rechts der Unteraargletscher und links der Oberaargletscher im Hintergrund.

Gerade rechtzeitig zum Alpenglühen waren wir oberhalb vom Trübtensee. Schnell das Stativ aufbauen, Bildausschnitt wählen und auslösen. Es hat eigentlich alles gepasst, wie ich es mir gewünscht hatte. Danach ging es weiter, denn das Ziel war das 2764 Meter hohe Sidelhorn. Etwas k.o. erreichte ich das dann auch nach ca. 1 1/2 Stunden. Mein Kondition war auch schon mal besser….

Sidelhorn - am Gipfel. Im Hintergrund der 3586 Meter hohe Galenstock.
Sidelhorn – am Gipfel. Im Hintergrund der 3586 Meter hohe Galenstock.

Vom Gipfel haben wir einen tollen Rundum-Blick. Nach einer kurzen Pause geht es wieder hinab Richtung Auto. Damit sind drei tolle Fototage in den Bergen schon vorbei.

Ich war rundum zufrieden. Wieder war ich ich perfekt vorbereitet – ohne das geht es nicht. Und meine Interpretation der Wettervorhersage ist auch aufgegangen – was will man mehr….?

Tiefblick vom Sidelhorn auf Totesee und Furkapass.
Tiefblick vom Sidelhorn auf Totesee und Furkapass.

2 Gedanken zu „Drei Tage im Wallis“

  1. Wirklich schöne Aufnahmen, die hier gezeigt werden! Die Schweizer Alpen haben mich ja schon bei der diesjährigen Durchfahrt durch die Schweiz nach Italien begeistert. Schade, dass ich von hier oben in Kiel nicht mal eben ein verlängertes Wochenende in die Berge fahren kann 🙂
    Ich werde deinen Blog mal in meinen Feedreader aufnehmen in der Hoffnung auf weitere schöne Fotos und interessante Beiträge!
    Beste Grüße,
    Patrick

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