Schon seit längerem hatte ich diese Idee im Kopf: Nachtaufnahmen mit Landschaft und Sternenhimmel vom Säntis. Seit gut einem Jahr beschäftigte ich mich mit diesem Thema schon. Der häufig von anderen Fotografen gewählte Weg geht über eine Vielzahl von Einzelaufnahmen. Etwa 10 bis 20 Aufnahmen werden mit hoher Empfindlichkeit gemacht. Dann werden die Einzelaufnahmen in einem speziellen Programm zusammen gerechnet. „Stacken“ nennt man das. Dabei werden die Lichtwerte addiert und das Bildrauschen, hervorgerufen durch die hohe Empfindlichkeit, geht verloren.
Die Nachbearbeitung ist recht zeitintensiv. Aber auch ich habe so angefangen, mich diesem Thema zu nähern. Durch einen anderen Fotografen aus der Schweiz kam ich darauf, eine astronomische Nachführung zu verwenden. Diese führt die Kamera in der Geschwindigkeit der Erdrotation nach. Dadurch sind längere Belichtungszeiten bei geringerer Empfindlichkeit möglich. Es muss nur noch eine Aufnahme für den Sternenhimmel und eine für die Landschaft gemacht werden. Ein Bildrauschen tritt nicht auf und die Sterne werden auch noch schärfer abgebildet.
Deshalb war eine meiner Anschaffung in 2012 eine solche Montierung. Ich hatte noch ein Manfrotto Stativ, das ich dafür verwenden konnte. Dazu kaufte ich noch einen gebrauchten Kugelkopf. Erste Tests, um mit der Nachführung vertraut zu werden, machte ich in der Umgebung.
Am Bodensee muss man schon die Plätze suchen, wo gute Aufnahmen möglich sind. Allzu oft stört einfach die Lichtverschmutzung. In den Bergen ist dies viel weniger ein Thema. Und besonders schön wirkt es, wenn eine Hochnebeldecke unter einem liegt. Dann leuchten die Lichter der Städte und Orte durch die Hochnebeldecke. Darüber sternenklarer Himmel.
Anfang März war dann genau die Wettersituation, die ich mir gewünscht hatte. Halbmond, eine Hochnebeldecke auf 1000 bis 1300 Meter und stabiles Wetter. Solche Ideen und Gelegenheiten ergeben sich recht spontan. Deshalb folgte gleich eine E-Mail an einen Bekannten, mit dem ich schon lange mal losziehen wollte. Leider hatte er keine Zeit so kurzfristig und ein Freund, der auch gerne mitgekommen wäre, war leider krank.
Kurzes Überlegen – soll ich alleine gehen? Ja. Solche Gelegenheiten darf man nicht auslassen. Am Nachmittag fuhr ich zum Säntis und mit der letzten Bahn auf den Gipfel. Im Winter kann man auf dem Säntis eigentlich nichts machen, ausser nach unten zu schauen. Verwegene Skifahrer nehmen die Abfahrt Richtung Weissbad oder von der Stütze 2 nach Wildhaus. Deshalb erhielt ich einen erstaunten Blick des Kabinenpersonals, als ich von meinem Vorhaben erzählte, die Nacht auf dem Gipfel zu verbringen.
Aus meiner aktiven Zeit im Bergsport bin ich für solche Vorhaben immer noch gut ausgerüstet. Ein guter Daunenschlafsack und eine Therm-a-Rest Isomatte schützen bis -20 Grad. Doch die Mitarbeiterin der Säntis-Bahn beruhigte mich: Es sei oben alles offen – ich könnte mir auch in der Gipfelstation ein Plätzchen suchen.
So war ich ganz alleine auf dem Gipfel, als die Sonne unterging. Die letzte Bahn war schon ins Tal gefahren und ich konnte einfach das Farbenspiel genießen und meine Fotos machen.
Gegen 1 Uhr in der Nacht ging der Mond auf und sorgte für ein schönes Licht über den Alpengipfeln. Dazwischen gönnte ich mir immer eine kurze Pause, döste etwas, und trank etwas Tee. Auch wenn ich gut vorbereitet und eingerichtet war, freute ich mich dann über den Sonnenaufgang. Bescherte er mir doch noch einmal ein paar tolle Bilder.
Mit der ersten Bahn fuhr ich dann wieder ins Tal und nach dann nach Hause. Dort freute ich mich über die Ergebnisse. Ja, es hatte sich gelohnt alleine los zu ziehen.
Hier findet ihr die Bildergallerie zu diesem Ausflug.