Aus die Maus – Ende von Adobe Lightroom Standalone

Lightroom, wie wir es bis heute kannten, wird es bald nicht mehr geben. Erst die Tage hatte ich noch einen Blog-Beitrag zur Cloud-Lösung von Adobe geschrieben und vorgerechnet, was die CC Lösung in mehreren Jahren an Kosten bedeutet.

Vor ca. zwei Wochen hatte ich von Beta-Testern über das neue Lightroom gelesen. Adobe hat Lightroom wohl grundlegend umgekrempelt. Die wichtigste Neuigkeit für viele:

Adobe Lightroom wird es nicht mehr ohne Abo, also als Standalone-Software geben.

Für die, die Adobe Lightroom einmalig für etwa 120 Euro gekauft haben, wird es noch bis Endes des Jahres Updates geben. Dann wird die Software nicht mehr weiterentwickelt.

Zuletzt wurden in den Netzwerken vor allem zwei Punkte thematisiert:

  • Die Performance (Geschwindigkeit) von Adobe LR
  • Die Netzwerkfähigkeit

Adobe Lightroom besteht nun mehr als 10 Jahre. Wie das so bei bestehender Software ist – es wird häufig „dazu“ programmiert. Doch auch Programmiersprachen entwickeln sich weiter und was ursprünglich vielleicht mal nicht so glücklich programmiert wurde, zieht man als Entwickler als Ballast von Version zu Version mit. Zuletzt hat man versucht, den Grafikprozessor mit einzubinden, um die Performance zu verbessern. Da die Beschwerden bezügl. der Geschwindigkeit aber so massiv zugenommen hatten, wurde Adobe Lightroom anscheinend grundlegend neu programmiert.

Adobe Lightroom (auf dem Computer – ob Windows oder Mac) hatte eine relativ einfache Datenbank als Basis. Die Datenbank wird vor allem für die Katalogisierung und die Organisation der Bilder benötigt. Schließlich muss die Software wissen, wo sich das Originalbild physisch befindet (auf welcher Festplatte), welche Entwicklungseinstellungen bereits angewendet wurden und mit welchen Stichworten es verschlagwortet wurde (und einiges mehr). Diese Datenbank ist nicht netzwerkfähig. Professionelle Anwender (Fotografen, Verlage, Bildbearbeiter) arbeiten jedoch übergreifend. Sie haben einen Computer im Fotostudio, sitzen mit dem iPad im Zug, haben einen zweiten Computer zu Hause usw. D.h. diese Gruppe möchte am liebsten von jedem Ort, von unterschiedlichen Geräten immer wieder auf das Bild (und den letzten Stand der Bearbeitung) zugreifen. Es bearbeiten, in Netzwerken verteilen (Facebook, Instagram, usw.) oder weitergeben. Viele haben mit Tricks versucht, Adobe Lightroom netzwerkfähig zu machen (was mit Hindernissen und Risiken verbunden war).

Daher setzt Adobe jetzt sehr stark auf die Cloud. Adobe tendiert dahin, dass der Benutzer seine Fotos und den Lightroom Katalog in der Adobe Cloud speichert.  Das kostet Geld…

Für die nächste Zeit (wie lange das Gültigkeit hat, weiß man nicht) hat sich Adobe folgendes ausgedacht:

Der Lightroom CC Plan Dies umfasst Adobe Lightroom CC  (ohne Photoshop!) und 1 TB Speicher in der Cloud für $ 9,99 im Monat (auf der Internetseite gibt es Stand heute diese Variante noch nicht).

Der Creative-Cloud-Photography Plan umfasst Adobe Lightroom CC, Adobe Lightrooom Classic CC, Adobe Photoshop und 20 GB Speicher in der Adobe Cloud. Also in etwas wie bisher für alle Abonnementen.

Optional kann man zum Creative-Cloud-Photography Plan 1 TB Cloud Speicher für $ 19,99 dazu buchen. Für eine begrenzte Zeit und bestimmte Kunden gibt es hier wohl ein Angebot für $ 14,99 monatlich für eine Übergangszeit.

Der Lightroom Mobile Plan setzt auf Anwender, die nur auf mobilen Endgeräten bearbeiten. Er gilt für iOS und Android, beinhaltet 100 GB Cloud-Speicher und kostet $ 4,99 im Monat.

Achtung:

Meiner Meinung nach sollte man noch kein Update für Adobe Lightroom machen. Warum? Erst einmal überlegen…. Die Angebote, die ich oben beschrieben habe, sind auf der deutschsprachigen Seite von Adobe teilweise noch nicht vorhanden. Bei der Update-Information, die ihr im Moment erhaltet, könnt ihr nur zwischen Adobe Lightroom CC Classic und Adobe Lightroom CC (2015) wählen.

Was bedeutet das Update?

Wie gesagt setzt Adobe ganz stark auf die Cloud. Das geht erst einmal los mit der Datenbank. In der Version Adobe Lightroom CC gibt es keine lokale Datenbank. D.h. alle Informationen wie Entwicklungseinstellung, Bewertung, Verschlagwortung, wo befindet sich das Bild physisch etc. sind in allen neuen Lightroom Version in der Datenbank von Adobe gespeichert. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist der arbeitsplatzübergreifender Zugriff auf die Bilder.

Soweit ich es auf der Seite von dPreview (die englischsprachigen Seiten sind i.d.R. besser informiert als die deutschsprachigen) gibt es im neuen Adobe Lightroom CC nur noch einen Katalog, der an die Adobe ID gebunden ist. Die Idee, mit mehreren Katalogen zu arbeiten, wurde zurückgestellt.

Der „Standard-Benutzer“ wird wohl auf das Adobe Lightroom Classic CC wechseln. Dies wird im Update-Manager auch vorgeschlagen. Adobe Lightroom Classic CC hat gegenüber Adobe Lightroom CC einige Einschränkungen. Lightroom CC Classic enthält nicht alle Funktionen von Adobe Lightroom CC.

Adobe Lightroom Classic CC hat wohl wie bisher einen (oder mehrere) lokale Kataloge.

Die folgenden Einschränkungen beziehen sich wohl auf Adobe Lightroom CC könnten sich aber genauso auf Adobe Lightroom Classic CC beziehen:

  • Lightroom CC kann nicht drucken
  • Es werden nicht mehrere Kataloge unterstützt
  • Freigabe beschränkt sich auf Export auf die Festplatte und Facebook
  • Es gibt kein Map-Modul wie in der Vergangenheit
  • HDR und Panorama-Funktion sind weg. Steht bei Adobe wohl auf der ToDo Liste
  • Stichwort-Hierarchien gehen bei der Migration des Katalogs wohl verloren

Was passiert, wenn ich das Update mache?

Wenn das Update auf Adobe Lightroom CC gemacht wird, dann wird der Katalog (das ist die Datenbank) migriert. Anschließend ist die Funktionialität eingeschränkt (s. oben).

Ich selbst habe das Update (auch auf Classic) bisher nicht gemacht (und mache es auch nicht).  Aber ich denke, dass dann jeder Katalog in einen einzigen Katalog migriert wird. Ich arbeite mit mehreren Katalogen (Fotostudio und Privat) und möchte diese Vermischung auch nicht.

Irgendwo hatte ich mal beschrieben, in welchem Umfang man Lightroom nach der Beendigung des Abos noch nützen kann. In der neuen Version sind die Möglichkeiten noch einmal eingeschränkt. Man kann noch Bilder exportieren und das war es dann weitgehend. Bei der alten Version konnte man das Programm noch für einige Funktionen mehr weiter nützen.

Wer sich für Adobe Lightroom CC entscheidet: Nach Beendigung des Abos bleiben die Bilder noch ein Jahr in der Cloud – dann werden sie von Adobe gelöscht.

Fazit

Ich glaube, dass sich Adobe mit dieser Entscheidung keinen Gefallen getan hat. Auf englischsprachigen Seiten ist der Konsens „Good bye Adobe“ (s. Kommentare bei dPreview).

Für mich (als professioneller Anwender) ist das Update nicht Fisch und nicht Fleisch. Ich möchte (zwingend) mit mehreren Katalogen arbeiten. Beruf und Privat sind bei mir klar getrennt und ich möchte meine privaten Fotos auch nicht irgendwo in der Cloud sehen. D.h. mir bleibt nur Classic. Adobe sagt, dass beide Versionen weiterentwickelt werden. Aber ob Lightroom Classic CC in Zukunft die gleichen Funktionen wie die reine Cloud-Lösung erhält, ist fraglich. Ein Satz in der Mitteilung von Adobe sollte jedenfalls stutzig machen: „….als Cloud-basierter Foto-Dienst, mit dem Sie Ihre Bilder an jedem Ort bearbeiten, organisieren, speichern und mit anderen teilen können – für uns ist dies ohne Zweifel die Zukunft der Fotografie.“

Das Bild-Material ist mein Kapital. Dies durch einen monatlichen Beitrag erhalten zu sehen, empfinde ich nur als widerlich. Eine 4 TB Festplatte kaufe ich mir locker für 100 Euro – und die hält mir eine Zeit.  Ich denke Phase One (Capture One) wird sich jetzt über zahlreiche Neukunden freuen.

2 Gedanken zu „Aus die Maus – Ende von Adobe Lightroom Standalone“

  1. Hallo Thomas,
    wie wenig Adobe noch eine Gedanken an die Nutzer der Kaufversion verschwendet sehe ich seit gestern in meiner Creative Cloud App, mit der ich InDesign nutze. Ich habe LR 6 (nicht CC) auf meinem Rechner und Adobe bietet mir jetzt ganz großzügig und uneigennützig Adobe Liightroom Classic CC zum Update an.
    ich würde a,so nach einer Testphase das Programm nicht mehr nutzen können, ohne in das Abo gezwungen zu werden.
    Adobe hatte schon mit LR 6 in der Vergangenheit öfter meine Lizenz gekapert!

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