Jetzt hatte man schon einige Zeit auf die neue Version 6 für Adobe Lightroom gewartet. Die Erwartungshaltung war deshalb recht groß. Ohne das zuvor eine Beta-Version bereitgestellt wurde, wurde die Version 6 direkt veröffentlicht. Vielleicht hängt das auch mit der Cloud-Lösung zusammen.
Und es gab auch Gerüchte, dass die neue Version, wie Photoshop, nur noch als Cloud-Lösung erhältlich sein sollte.
Die Angst kann man schon einmal nehmen. Auch die Version 6 gibt es als Standalone-Version. Allerdings ist der Upgrade von Version 5.x kostenpflichtig. 73,78 Euro kostet der Versionssprung. Ob es sich lohnt? Schwer zu sagen – damit ist schon viel gesagt. Denn die Neuerungen überzeugen jetzt nicht so, dass man sagen würde „muss ich unbedingt haben“. Hier eine Zusammenfassung der Neuerungen:
Adobe Camera Raw 9.0
Die Kern-Applikation von Adobe Lightroom ist Adobe Camera RAW. Mit der neuen Version kommt die Version 9.0 von ACR. Viele der unten genannten neuen Funktionen sind Bestandteil von ACR 9.0. D.h. auch wer mit Adobe Photoshop CC arbeitet (und nicht mit Lightroom) wird einige der Funktionen in ACR wieder finden (wie HDR, Panorama, GPU Unterstützung).
Upgrade
Beim Upgrade wird der Katalog der Version 5 auf die neue Version migriert. D.h. die alte 5er Installation kann dann gelöscht werden (nicht der Katalog!).
Wer sich die Option offen halten möchte, auf die Version 5 zurückzugehen, sollte noch mal eine Sicherung des Katalogs machen (empfiehlt sich sowieso).
Zusammenfügen von HDR-Bildern
Belichtungsreihen können jetzt in Lightroom zu einem HDR zusammengefügt werden. Das Ergebnis wird wieder als RAW (DNG) gespeichert wodurch ein sehr großer Bearbeitungsspielraum gegeben ist. Die Funktion unterstützt das automatische Ausrichten als auch das Entfernen von Geisterbildern (z.B. Personen, die durch das Bild gelaufen sind).
Entwicklungseinstellungen aus den Ursprungsbildern werden nur ganz wenige übernommen. Adobe empfiehlt deshalb hier keine Energie in die Entwicklung der Einzelbilder zu investieren sondern dann das neu erzeugte HDR zu entwickeln.
Gesichtserkennung
Kannte man schon von Photoshop Elements und gibt es jetzt auch in Lightroom. Nicht erkannte Personen landen zuerst in der Rubrik „Unbenannte Personen“. Für einen Event oder auch Familienbilder kann das hilfreich sein.
Zusammenfügen zu einem Panorama
Einzelaufnahmen können jetzt zu einem Panorama zusammengefügt werden. Für einfache Panoramen ist das eine schnelle Möglichkeit. Bei komplexen Aufgaben (Brenizer) ist man wohl auch zukünftig besser mit dem kostenlosen Image Composite Editor (ICE) von Microsoft bedient.
Erstellt man ein Panorama in Lightroom, erhält man auch wieder eine neue RAW-Datei (DNG) die automatisch im Katalog mit dem Zusatz „Panorama“ erscheint.
Dia-Shows mit Video
Im Modul Dia-Show wurden auch einige Erweiterungen vorgenommen. Man kann nun die Dia-Show mit Musik synchronisieren wobei Lightroom auch den Bildwechsel auf den Takt der Musik anpassen kann. „Kameraschwenks“ sind jetzt möglich allerdings auch nicht in der Qualität, wie man es z.B. von Adobe Photoshop Elements kennt.
Kontrollierter Anwendung von Filtern
Die wohl wesentlichste Erweiterung im Entwickeln-Modul ist das Bearbeiten von Filtern. Verlaufs- und Radialfilter kann man jetzt nachträglich mit dem Pinsel verfeinern. Gerade für die, die nur mit Lightroom arbeiten, ist das eine gute Ergänzung.
Austauschen und Präsentieren
Aus Sammlungen können Web-Galerien erstellt werden die man öffentlich oder mit Freunden teilt. Die Präsentation kann man auf einen eigenen Webserver oder in die Cloud übertragen (Adobe CC). Bei Adobe CC wird die Sammlung auf die Internetseite http://lightroom.adobe.com übertragen. Von dort kann man Freunde per E-Mail oder SMS einladen. Die Bilder können kommentiert werden. Lightroom synchronisiert ggf. die Web-Galerie automatisch, wenn neue Bilder der Sammlung hinzugefügt werden.
Geräteunterstützung
Schon seit längerem gibt es eine Version für das iPad. Jetzt werden auch Android-Geräte (Tablets) unterstützt – allerdings nur wer die CC Version hat – das ist schade. Denn ich würde gerne (einfach) ein paar Bilder zum Präsentieren auf das Android Tablet laden.
Verbesserte Performance
Das Importieren und Bearbeiten von Fotos geht jetzt schneller als zuvor und zwar dadurch, dass die Leistung kompatibler Grafikprozessoren genutzt wird. Das kannte man schon von Adobe Photoshop. Vorausgesetzt wird eine Grafikkarte mit OpenGL 3.3. Ggf. unter Voreinstellungen > Performance prüfen, ob die Nutzung des Grafikprozessors aktiviert ist. Auch wird jetzt mit Lightroom 6 mindestens Windows 7 vorausgesetzt (für Windows User) bzw. ein 64bit Betriebssystem.
Es kann sein, dass bei einigen diese Beschleunigung nicht gegeben ist denn die Unterstützung des Grafikprozessors scheint nicht so einfach zu sein. Jedenfalls habe ich schon einige Beiträge gelesen, wo das nicht funktioniert.
Stichworte
Stichwörter können nun mittels Sprühdose auf eine Reihe von Bildern übertragen werden.
Sammlungen
Bilder können jetzt bereits beim Importieren direkt einer Sammlung hinzugefügt werden. Sammlungen können nun gefiltert werden.
Entwickeln Modul
Im Entwickeln-Modul gibt es wenig neues. Der korrekte Weiß- bzw. Schwarzwert kann nun über einen Shift-Klick auf den entsprechenden Regler automatisch eingestellt werden. Das war’s. Gerade im Entwickeln-Modul (was ja die Kern-Funktionalität von Lightroom sein sollte) wäre noch Verbesserungspotential vorhanden. Z.B. im Bereich der Rauschreduktion – das können viele andere Programme besser. Auch im Bereich Klarheit und Kontrast gäbe es einiges an Verbesserungspotential. TopazLaps zeigt mit seinen Plugins, was da möglich ist.
Buch-Modul
Im Buch-Modul hat sich nichts getan. Es wird weiterhin nur der Kooperationspartner Blurb und damit auch nur dessen Seitenformate unterstützt.
Fazit
Der große Wurf ist Lightroom 6 sicher nicht. Das Upgrade kostet 73,78 Euro und das muss man schon richtig suchen auf der Internetseite von Adobe. Man spürt den Druck, dass man doch bitte auf die Creative Cloud wechseln möchte. Den Preis für das Upgrade finde ich relativ hoch wenn man bedenkt, dass der Strassenpreis für Lightroom später wahrscheinlich rd. 100 Euro betragen wird.
Die Prozessversion, die auch festlegt, welche Regler zur Verfügung stehen, wurde seit 2012 nicht weiterentwickelt. Die Performancesteigerung ist wohl nicht so gewaltig, dass man deshalb unbedingt die neue Version haben müsste.
Auch weil es vorab keine Beta-Version gab, die in der Breite getestet wurde, würde ich mit dem Upgrade etwas warten. Ich denke da kommt recht schnell ein Update. U.a. habe ich schon von Problemen beim Synchronisieren mit Online-Galerien gelesen.
Die Hilfe funktioniert nicht – da wird man auf eine URL gelenkt, die es nicht gibt…
Früher oder später wird man am Upgrade nicht vorbei kommen. Spätestens wenn man eine neue Kamera kauft. Denn die 5.x Version hat wohl mit 5.7 ihr letztes Adobe Camera Raw (ACR) Update bekommen.
Ausblick: Man hört munkeln, dass Verbesserungen zwischen den Versionen nur noch Adobe CC Abonnementen erhalten. Die anderen müssen sich mit Fehlerkorrekturen zufrieden geben. Andererseits auch verständlich – wie will man sonst eine Version 7 verkaufen.
Hier jetzt noch ein Video zur neuen Version: